Deutschkurse für Asylbewerber Ohne Sprachkenntnisse kein Job

UNKEL · Ali Riza Farahian ist einer von 30 Asylbewerbern aus der VG Unkel, die einen Deutschkursus absolvierten.

 "Sehr motivierte Schüler" hatte Tri Rothbrust-Prasetyanti (rechts) in ihrem Deutschkursus.

"Sehr motivierte Schüler" hatte Tri Rothbrust-Prasetyanti (rechts) in ihrem Deutschkursus.

Foto: Frank Homann

"Am Anfang war es sehr schwer. Ich habe niemanden verstanden. Mittlerweile, jetzt wo ich ein wenig deutsch sprechen kann, ist es besser geworden." Ali Riza Farahian ist seit etwas mehr als zwei Jahren in der Verbandsgemeinde (VG) Unkel. Jetzt hat er wie 30 weitere Teilbnehmer aus acht Nationen an einem Deutschkursus für Asylbewerber teilgenommen. Zum Abschluss gratulierte VG-Bürgermeister Karsten Fehr. Auch der 25-jährige Farahian hatte 120 Unterrichtsstunden Deutsch hinter sich und erhielt eine Teilnahmebescheinigung.

An dem Kursus konnten die in der Verbandsgemeinde lebenden Asylbewerber seit Februar teilnehmen. An zwei Tagen in der Woche vermittelte Tri Rothbrust-Prasetyanti Grundkenntnisse der deutschen Sprache. "Unser Kursus lief sehr gut", erzählte Rothbrust-Prasetyanti, "die Teilnehmer waren sehr motiviert. Ich denke es hat allen etwas gebracht."

Tri Rothbrust-Prasetyanti ist Dozentin der Kreisvolkshochschule Neuwied, mit der der Kursus angeboten wurde. Realisiert werden konnte er dank einer Zuwendung der Volks- und Raiffeisenbank Neuwied-Linz. Im November des vergangenen Jahres hatte die Bank allen Verbandsgemeinden im Kreis je 5000 Euro überreicht. "Dass dieses Geld nun in Bildung investiert wurde, kann nur in unserem Sinne sein", sagte Franz-Jürgen Lacher vom Bankvorstand bei der Abschlussfeier im Ratssaal. Bürgermeister Fehr betonte dabei, Asylsuchende seien in der Verbandsgemeinde willkommen, Fehr: "Wir bedanken uns bei den Nachbarn der Asylsuchenden, die die Integration der Flüchtlinge unterstützen. Nichtsdestotrotz müssen wir einen Aufruf starten, denn wir brauchen dringend Wohnungen."

Eine Bleibe hat Ali Riza Farahian bereits. Der gelernte Friseur und Schuhmacher lebt mit seiner Ehefrau in Bruchhausen. Das Ehepaar war vor zwei Jahren aus Afghanistan geflüchtet. Seine Frau absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Bruchhausener Kindertagesstätte. "Ich habe vergangenes Jahr schon einen Deutsch-Anfängerkursus besucht", erzählt Farahian. "Weil ich aber noch keine Aufenthaltserlaubnis habe, darf ich an keinem fortführenden Kursus teilnehmen. Ich habe nur ein Anrecht auf Anfängerkurse."

Nun habe er einen weiteren, mehr oder weniger den gleichen, Kursus abgeschlossen. Warum? "Es ist besser als nichts zu tun", antwortet er schlicht. "Ich konnte anderen Teilnehmern ein wenig helfen. Das ist auch eine gute Übung." Die Region um Unkel und Bruchhausen findet er schön. Doch es gebe nicht viel Arbeit hier. Die meisten würden ihn ablehnen, da seine Sprachkenntnisse zu gering seien, sagt er - ein Teufelskreis.

Nach den Sommerferien will die Verbandsgemeinde erneut Sprachkurse für Asylbewerber anbieten, berichtete Andreas Nagel, der bei der VG für die Betreuung der Asylbewerber zuständig ist. Diesmal sollen die beiden wöchentlichen Termine aufgeteilt werden in Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse. Vielleicht, so Farahian, könne er dann auch an dem Kursus für Fortgeschrittene teilnehmen.

Eigene Verwaltungsstelle für die Betreuung

In der Verbandsgemeinde (VG) Unkel leben zurzeit 68 Asylbewerber, verteilt auf Wohnungen in Unkel, Erpel, Rheinbreitbach und Bruchhausen. Die Entwicklung der Zahlen in der VG: 2012 gab es vier Asylsuchende, 2013 waren es sechs, 2014 waren es 15. Schon Ende des Jahres stieg die Zahl erneut um ein Mehrfaches. Sie stammen aus Syrien, Eritrea, Iran, Afghanistan, Ägypten, Somalia, Sudan, Serbien und Pakistan.

Bewältigen könne man diese Aufgabe nur dank eines intensiven ehrenamtlichen Engagements, betont Bürgermeister Karten Fehr immer wieder. Die Integration der Flüchtlinge wird in der Verbandsgemeinde sehr ernst genommen. Es gibt eine Reihe von privaten und kirchlichen Gruppen und Initiativen.

Der Verbandsgemeinderat hat zudem in der Verwaltung eine befristete halbe Stelle für die Asylbewerberbetreuung eingerichtet, die Andreas Nagel besetzt. Er ist erreichbar bei der Verbandsgemeindeverwaltung, Linzer Straße 4, 53572 Unkel, Rufnummer 02224/ 18060 (Zentrale).

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