Interview mit Bernd G. Siebdrat "Natürlich fiebern wir dem Jungfernwein entgegen"

UNKEL · Unternehmer Bernd G. Siebdrat, der das älteste Rhöndorfer Gebäude, das Haus im Turm erwarb und restaurierte, legte sich in Unkel sechs Hektar brachliegende Weinanbaufläche zu. Mit dem Geschäftsführer der Wein Wolf Holding und Vorstand der Hawesko Holding AG sprach Roswitha Oschmann.

 Bemüht um eine Renaissance des Weinbaus in der Region: Bernd G. Siebdrat im Haus im Turm in Rhöndorf.

Bemüht um eine Renaissance des Weinbaus in der Region: Bernd G. Siebdrat im Haus im Turm in Rhöndorf.

Foto: Frank Homann

Wann waren Sie das letzte Mal in Ihrem Weinberg in Unkel?
Bernd G. Siebdrat: Ich war am Wochenende am Sonnenberg. Es ist wunderbar, die Jungpflanzen wachsen zu sehen, besonders, wenn man sein Leben lang Wein gehandelt hat und versucht, eine Renaissance einzuleiten.

War zuerst der Wunsch da, einen eigenen Weinberg zu besitzen oder hat die Lobeshymne auf das Unkeler Terroir in einem Fachmagazin Sie erst auf diese Idee gebracht?
Siebdrat: Um etwas Gutes zu entwickeln, müssen die Voraussetzungen stimmen. Zum einen haben mich dazu die positiven Ausführungen des namhaften Weinjournalisten Gerhard Eichelmann bewogen, zum anderen auch die Tatsache, dass ein talentierter Jungwinzer der Region, Oliver Krupp, noch Kapazitäten hat. Durch mein berufliches Umfeld ist eine Partnerschaft eine wichtige Grundlage. Zur Effizienz ist eine bestimmte Größe von vier bis fünf Hektar vonnöten, gemeinsam können wir uns helfen.

Fühlten Sie "Grand Cru" im Sinne von höchster Klassifikationsstufe, als Sie erstmals am Sonnenberg waren? Was erwarten Sie qualitätsmäßig von Ihrem Wein?
Siebdrat: Ich war von dem Weinberg sehr beeindruckt, besonders vom kleinen Amphitheater unmittelbar am Fuße an der Bruchhausener Straße. Trotzdem ist das nur ein optischer Eindruck. Die Bodenproben bestätigten die Vermutung, dass in Unkel sehr gute Voraussetzungen für hochqualitativen Weinbau vorliegen. Die jahrhundertealte Tradition wird etwa auf der Weinsteuerkarte von 1904 dokumentiert. Wir wollen in fünf bis sieben Jahren auf Augenhöhe mit der Ahr sein.

Können Sie es bis zum Jungfernwein noch erwarten?
Siebdrat: Natürlich fiebern wir dem Jungfernwein in zwei Jahren entgegen, zumal vom Ankauf der vielen kleinen Parzellen bis zur Fertigung fast sieben Jahre vergangen sein werden.

An dieser Stelle herzlichen Dank den Unkelern, die uns ihr Vertrauen schenkten. Exemplarisch muss ich hier die Familien Roos und Hess erwähnen.

Die Lage "Sonnenberg" umfasst insgesamt 17 Hektar. Bestehen weiterführende Pläne über die von Ihnen erworbenen sechs Hektar hinaus?
Siebdrat: Vorerst stehen keine weiteren Landkäufe an, lediglich zwei Parzellen, die wichtig für die Arrondierung sind.

Was wünschen Sie sich bezüglich des Pflanzrechts, um diesen historisch bedeutsamen Weinbau in Unkel schneller beleben zu können?Siebdrat: Der Ankauf der Pflanzrechte ist das größte Problem heute! Wer Weinberge besitzt, kann noch lange nicht pflanzen. Für Pflanzungen 2014 fehlen uns die Pflanzrechte, was dieses langjährige und aufwendige Projekt aktuell behindert. Bei der heutigen Nachfrage und einer nachweislichen Rekultivierung einer historisch wichtigen Region vor der Kölner Bucht eine vollkommen überholte Regelung, zumal der Mittelrhein weitere Belebung benötigt. Historisch gab es zwischen Siegburg und Linz 400 Hektar Weinberg. Und Ursprünge gehen schon auf die Römer zurück.

Und wenn Sie später mal mehr Zeit für dieses Hobby haben sollten, sehen die Unkeler Sie dann mit im Weinberg ernten? Wird das Ihr Elysion?
Siebdrat: Seien Sie sicher - irgendwann wird man mich regelmäßig im Sonnenberg sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort