Museum in Unkel Leihgaben fürs Loewe-Museum in Löbejün

UNKEL · Sechs Original-Bleistiftzeichnungen, welche die Tochter von Carl Loewe, Julie von Bothwell angefertigt hatte, haben der Unkeler Stadtarchivar Wilfried Meitzner und sein Vorgänger Rudolf Vollmer als unbefristete Leihgabe dem Präsidenten der Internationalen Loewe-Gesellschaft, Andreas Porsche, für das Loewe-Museum in Löbejün übergeben.

 Mit den Zeichungen: (v.links) Bürgermeister Gerhard Hausen, Ex-Archivar Rudolf Vollmer, Archivar Wilfried Meitzner, der Präsident der Loewe-Gesellschaft Andreas Porsche und Heike Lorenz.

Mit den Zeichungen: (v.links) Bürgermeister Gerhard Hausen, Ex-Archivar Rudolf Vollmer, Archivar Wilfried Meitzner, der Präsident der Loewe-Gesellschaft Andreas Porsche und Heike Lorenz.

Foto: Horst-Dieter Küsters

In der 15 Kilometer nördlich von Halle/Sachsen-Anhalt gelegenen Stadt war der Komponist am 30. November 1796 als zwölftes Kind des Kantors Andreas Loewe und seiner Frau Marie geboren worden.

"Wir haben Zeichnungen der ältesten Tochter von Carl Loewe schon 1996 in unserer Broschüre einarbeiten können. Dass wir diese sechs Arbeiten, darunter auch das ehemalige Geburtshaus aus dem Jahr 1530, jetzt in unserem Museum im Original zeigen dürfen, ist wirklich toll", freute sich Porsche. Julie, die 1826 in Stettin geboren war, hatte als 20-Jährige den Kapitän zur See, James Arthur von Bothwell geheiratet. Als ihr Vater 1864 einen Schlaganfall erlitt, nahm sie ihn zu sich nach Kiel und pflegte ihn dort bis zu seinem Tod 1869.

"Julie hatte immer ein besonders gutes Verhältnis zu ihrem Vater und hat alle Andenken an ihn gehortet", erinnerte Meitzner. Nachdem die Familie von Bothwell nach Unkel gezogen war und das heutige Freiligrathhaus gekauft hatte, richtete sie dort ein "Loewe-Zimmer" ein, in dem sie alle Erinnerungsstücke an den Komponisten aufbewahrte.

Obwohl diese bei der Auflösung des Zimmers in alle Winde zerstreut wurden, befinden sich noch einige von Julies Andenken im Unkeler Archiv, wie Bilder von der ehemaligen Flügelorgel der Kirche Sankt Petri in Löbejün. "Von diesem Kirchen-Instrument hat Loewe generell geschwärmt", so Porsche. In seiner Autobiografie bekennt der Komponist: "Die Orgel mit ihren zahlreichen mächtigen und zarten Stimmen habe ich geliebt, wie man eine menschliche schöne Seele liebt!"

Als Kantor und Organist der Sankt Jacobi Kirche hatte Loewe das gesellschaftliche Leben von Stettin geprägt, wo er nach seinem Studium in Halle fast sein ganzes Leben lang tätig war.

"Neben sechs Opern, je zwei Symphonien und Klavierkonzerten sowie vier Streichquartetten hat er auch 17 Oratorien geschrieben. Weltweit bekannt geworden ist er aber als Balladen-Komponist", so Porsche. Die Inspiration für die Vertonung dieser insgesamt 500 Werke habe sich Loewe im mittelalterlichen Löbejün geholt.

Nicht zuletzt durch das Engagement des von Heide Lorenz gegründeten Unkeler Geschichtsvereins mit den jährlichen Carl-Loewe-Musiktagen seien die Balladen wieder einem breiteren Publikum bekannt gemacht worden. "Wir haben gleichzeitig mit Ihnen 1992 angefangen. Während Sie dieses Jahr bereits die 20. Veranstaltung organisiert haben, ging es bei uns alles erheblich langsamer, denn nach der Wende standen andere Dinge im Vordergrund", sagte Porsche.

Jetzt aber stünden seinem Verein in dem 1886/87 auf den Grundmauern des abgerissenen Geburtshauses errichteten Carl-Loewe-Haus auf vier Etagen 400 Quadratmeter für Veranstaltungsreihen und das stetig wachsende Archiv zur Verfügung.

"Und natürlich werden Ihre Leihgaben dort einen würdigen Platz bekommen", versicherte der Präsident der Internationalen Loewe-Gesellschaft den Unkelern, bevor er sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug.

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