Elisabeth Bröskamp für die Grünen Landtagsabgeordnete kandidiert im Wahlkreis

KREIS NEUWIED · Zupackend. Die Eigenschaft drängt sich auf, kaum dass man Elisabeth Bröskamp (44) gegenübersteht. Flott packt sie mit an beim Verräumen der Gartenmöbel, die der Fotograf im Kräutergarten am Unkeler Christinenstift platziert hatte. Und ist schon mittendrin im Gespräch.

"In der Sache arbeiten und etwas bewegen, das steht für mich immer an erster Stelle", sagt die Landtagsabgeordnete und grüne Direktkandidatin im Wahlkreis 98 zur Bundestagswahl. Ein reiner Zweitstimmenwahlkampf, nein, das sei ihre Sache nicht. Parteidisziplin wider die eigenen Überzeugungen? Genauso wenig. "Ich habe meinen eigenen Kopf. Das muss möglich sein", sagt sie. Wo Bröskamp draufsteht, ist halt auch Bröskamp drin.

Sie berichtet über eine Begebenheit, die sie an den eigenen Werdegang erinnert: Bei einer Veranstaltung habe sich eine junge Frau, wie Bröskamp selbst Mutter von vier Kindern, entschuldigt, weil ihr Jüngstes dazwischen quäkte. "Das ist doch an sich schon ein Fehler im System, wenn eine Mutter das Gefühl hat, sich dafür entschuldigen zu müssen", sagt Bröskamp. Es waren ihre eigenen Kinder, die die gebürtige Ibbenbührerin, die in Bad Hönningen aufwuchs, zur Politik brachten. "Ich musste feststellen: Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und seine Erfüllung, das sind zwei Paar Schuhe. Ich wollte weiter studieren, brauchte die Kinderbetreuung. Ich konnte nicht akzeptieren, dass irgendein Kommunalpolitiker mein Leben beschneidet."

Sie steht damit nicht alleine da: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eines der Themen, die sie umtreiben. Das "Mosaik von Benachteiligungen von Familien" abzubauen ist eines ihrer Ziele. Überhaupt, soziale Gerechtigkeit: Das ist der kleinste gemeinsame Nenner bei vielen Themen, auf denen es auch und gerade bundespolitisch etwas zu bewegen gelte. Rentenanwartschaften von Frauen ("Altersarmut ist weiblich"), Steuergerechtigkeit, Mindestlohn, solidarische Kranken- und Pflegeversicherung, gleichberechtigte Teilhabe von Behinderten, Integration von ausländischen Mitbürgern - die Liste ließe sich fortsetzen. Macht sie soziale Ungerechtigkeit wütend? "Sofort !"

Durchhaltevermögen, auch das ist eine Eigenschaft der Elisabeth Bröskamp: "Ich hätte viele Gründe gehabt, das Studium zu schmeißen." Sie tat es nicht, fügte der Ausbildung zur Pferdewirtin und Pferdewirtschaftsmeisterin Zucht und Haltung das Staatsexamen Pädagogik und Geografie auf Lehramt an. Auch politisch galt für die Tochter früherer Entwicklungshelfer, die später eine eigene internationale Hilfsorganisation ins Leben riefen: Tu' es selbst. 2003 trat sie Bündnis 90/Die Grünen bei. Ein Jahr später kam sie auf die Liste für die Kommunalwahl 2004. Sie war Sprecherin des grünen Kreisverbandes Altenkirchen-Flammersfeld, später des Kreisverbandes Neuwied, Mitglied des Verbandsgemeinderates Asbach und des Neuwieder Kreistages. 2011 wurde sie in den Mainzer Landtag gewählt.

Vieles, bedauert sie, werde nicht bis zu Ende gedacht. Beispiel Mobilität: Anstatt immer neue Straßen zu bauen und Natur zu versiegeln, gelte es, den ÖPNV als Daseinsvorsorge zu stärken - inklusive Finanzmittel.

Beispiel Windkraft: "Wir haben eine globale Verantwortung, der müssen wir uns stellen. Ich sage das nicht nur als Grüne, sondern als überzeugte Geografin: Der Wohlstand, den wir leben, darf nicht auf Kosten anderer Menschen gehen."

Das gelte für die Auswirkungen des Klimawandels in ärmeren Regionen ebenso wie für das rheinische Braunkohlerevier: "Dort werden Menschen tausendfach umgesiedelt, verlieren Heimat und Tradition. Man muss immer schauen, in welchem Verhältnis die Dinge zueinander stehen." Bei allem Verständnis für die Sorgen der Gegner von Windkraft am Asberg: Das gelte auch für die Energiewende.

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