Im Garten des Christinenstifts Kräuter, die Erinnerungen wachküssen

UNKEL · Seit gut einem Monat wachsen Petersilie, Rosmarin und viele weitere Kräuter im Garten des Christinenstifts. Der Kindergarten ist Stammgast.

 Ein nostalgischer Küchenherd als Hingucker im Kräutergarten.

Ein nostalgischer Küchenherd als Hingucker im Kräutergarten.

Foto: Frank Homann

Mona Scheffler* führt die Petersilie zur Nase und riecht an ihr. Der vertraute Geruch der Kräuter küsst in der früheren Hobbygärtnerin Erinnerungen wach, die längst vergessen schienen. Die Seniorin ist dement. Wie viele andere auch hier.

Es wächst und gedeiht seit einigen Wochen mehr als ohnehin schon im Seniorenheim Christinenstift in Unkel. Ob Salbei oder Rosmarin, Thymian oder Dill: Der Kräutergarten, den Gudrun Küpper mit Unterstützung von Brigitte Morsbach von den Unkeler Streuobstwiesen und viel Liebe zum Detail angelegt hat, verfehlt seine Wirkung nicht.

Langfristig soll der Garten nicht nur für die Bewohner selbst einen Mehrwert bieten: Das Seniorenheim will sich noch ein Stück weiter für junge Menschen öffnen und diese besser integrieren. Bislang fehlt es noch an Resonanz seitens der Schulen. Grund: Bis Montag waren noch Ferien. Doch der städtische Kindergarten ist alle zwei Wochen zu Besuch im Christinenstift. Wie riecht eigentlich frische Petersilie? Und wie sieht sie aus?

"Wir wollen hier Jung und Alt zusammenbringen, damit die Kinder von den Heimbewohnern erfahren, wie es früher einmal war", erklärt Küpper. Fragen, die ab jetzt im Seniorenheim beantwortet werden können. Mona Scheffler und die anderen wissen das längst - deshalb sagt Heimleiter Carsten Tappel: "Wir wollen den Senioren einen Alltag ermöglichen, wie sie ihn immer gelebt haben. Wir kochen und essen gemeinsam und bereiten die Mahlzeiten mit den Kräutern aus unserem eigenen Garten zu."

Ein Hingucker ist die Kräuterecke schon jetzt: Ein nostalgischer Küchenherd samt Wasserschiffchen steht da, daneben ein Holzbottich, in den eine dunkele Pumpe Wasser leitet. Für die Pflege des angelegten Gartens fühlen sich die Ideenstifterin Küpper sowie Morsbach, die Ende April bereits vor dem Erweiterungsbau des Seniorenheims zahlreiche Obstbäume und Beerensträuche gepflanzt hat, verantwortlich. Finanziert wurde der Garten aus dem Erlös, den der Stand der Stadt Unkel auf dem Pfingstmarkt erwirtschaftet hat. "Ich bin sehr fasziniert davon, was alles aus einer Bürgerinitiative heraus entstehen kann", sagt Tappel, dessen Seniorenheim auch vom Geschichtsverein bei Stadtführungen angelaufen wird.

(*Name von der Redaktion geändert.)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort