Reliquien waren vor 850 Jahren in Erpel Hort für drei Könige auf der Durchreise

ERPEL · Einer Legende nach hat das kleine Erpel vor 850 Jahren eine große Rolle gespielt: Als Zwischenstation der Reliquien der Heiligen Drei Könige auf dem Transport nach Köln.

 "Se wollte janz allein nach Erpel he am Rhein", singen Günter Witten, Edgar Neustein und Bernd Süßmilch über die Reliquien. Im Hintergrund zu sehen: Das "Drei-Künnige-Pötzje".

"Se wollte janz allein nach Erpel he am Rhein", singen Günter Witten, Edgar Neustein und Bernd Süßmilch über die Reliquien. Im Hintergrund zu sehen: Das "Drei-Künnige-Pötzje".

Foto: Horst-Dieter Küsters

"Die Hillije drei Künnije, die wollte nit nach Hünnije. Se wollte janz allein nach Erpel he am Rhein. Se wollte nit nach Runkel un schon ja nit - nach Unkel!", reimen Günter Witten und Bernd Süßmilch, die singenden "Wisus", in ihrem Drei-Königs-Lied.

Die Boten mit ihrer wertvollen Fracht sollen auf der Reise von Mailand nach Köln am 22. Juli 1164, also vor 850 Jahren, in Erpel Rast gemacht haben. "Nirgendwo gibt es einen sicheren Beleg dafür. Aber eine Reihe von Indizien stützen vor allem in ihrer Dichte durchaus diesen uralten Volksglauben", erklärt dazu der passionierte Heimatforscher und Altbürgermeister Edgar Neustein.

Sicher ist, dass Friedrich Barbarossa die angeblichen Gebeine der Heiligen nach der Zerstörung Mailands im März 1162 seinem engen Berater, dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, am 9. Juni 1164 überließ. Dieser wollte durch die kostbarsten Reliquien der damaligen Zeit seine Stadt zu dem führenden Wallfahrtsort Deutschlands machen und damit den Grundstock für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg legen.

"Abgesehen von einem Zwischenstopp in Vienne ist die weitere Route nicht bekannt. Die letzte Strecke nach Köln dürften die Boten aber auf dem Rhein zurückgelegt haben", so Neustein. Als das Schiff mit der wertvollen Fracht die Mündung des Kasbachs passierte, hatte es das Hoheitsgebiet des Kölner Erzbischofs erreicht. "Um das Fest des feierlichen Einzugs in Köln vorzubereiten, wurden wahrscheinlich Boten in die Stadt geschickt, während die Reliquien in der Erpeler Kirche niedergelegt wurden." In die Kirche Sankt Severinus wurden sie wohl durch das "Drei-Künnige-Pötzje" getragen, die schmale Tür an der Westseite des Turms, durch die man früher in den Vorgängerbau des heutigen Gotteshauses gelangte.

Für einen Aufenthalt der Reliquien in Erpel könnte auch die Tatsache sprechen, dass Rainold von Dassel bereits drei Jahre nach der Translatio die Schenkung des Dorfes an das Domkapitel bestätigte. Eine besondere Auszeichnung und Aufwertung, wurde der kleine Ort dadurch doch der Herrschaft weltlicher Herren enthoben. Außerdem wurde nicht nur in Köln für die Reliquien eine größere Kirche gebaut. Gleichzeitig mit der Grundsteinlegung der Hohen Domkirche Sankt Petrus 1248 wurde auch in Erpel mit einem Neubau begonnen, der dreischiffigen Emporenbasilika, die für das Dorf eigentlich viel zu groß war.

"Wat sonst nur hätt Kölle, die jroße Stadt, hatt ihr euch och op de Fahn' jemalt": So spielen die "Wisus" auf die drei Kronen im Erpeler Wappen an. Sie erscheinen im Schlussstein des Netzgewölbes der im 15. Jahrhundert errichteten Turmhalle. Und nicht nur das. Über den gekreuzten Schlüsseln, dem Symbol für Petrus, ist ein Stern zu sehen, der Wegweiser der Heiligen Drei Könige.

"Außerdem stand an der Turmhallen-Nordwand, die schon 1164 bestand, früher ein Altar, der den Heiligen Drei Königen gewidmet war", so Neustein. Das Altarbild mit der "Anbetung" ist heute im Eingangsbereich der Kirche am Aufgang zu den Emporen zu sehen. Sogar eine Monstranz mit einem Partikel der Kölner Reliquie gehörte zum Erpeler Kirchenschatz. Bis in die 40er Jahre wurde sie am Dreikönigstag in einem Festgottesdienst den Gläubigen zum Kuss dargeboten.

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