Unkeler Luftschutzkeller Gegen das Vergessen - Raum soll zum Denkmal werden

UNKEL · 15 unebene Steinstufen geht es hinab, einmal links um die Ecke, schließlich durch eine Holztür hindurch, und: Vorsicht, Kopf einziehen. Gerade noch hat Rudolf Vollmer die Hintertür des Unkeler Rathauses laut ins Schloss fallen lassen, da steht er schon in einem Kellerraum darunter.

 Ein Zufluchtsort soll Ort der Mahnung werden: Rudolf Vollmer im ehemaligen Unkeler Luftschutzkeller, den er zu einer Besichtigungsstätte ausgebaut hat.

Ein Zufluchtsort soll Ort der Mahnung werden: Rudolf Vollmer im ehemaligen Unkeler Luftschutzkeller, den er zu einer Besichtigungsstätte ausgebaut hat.

Foto: Dennis Betzholz

Mitten in einem Gewölbe, das den Unkelern im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller gedient hatte. Heute ist es sein Reich. Der ehemalige Stadtarchivar pflegt den Raum seit neun Jahren, hat ihn auf eigene Kosten mit unzähligen Relikten ausgestattet und führt hin und wieder Schulklassen hierher. Jetzt soll der Raum zum Denkmal werden. Am kommenden Dienstag soll dies in der Stadtratsitzung beschlossen werden.

Dieser Kellerraum ist wie eine Reise in eine andere Zeit. In eine Zeit, als amerikanische Kampfflieger Bomben über der Region abwarfen. 2,20 Meter ist er hoch, gut 30 Quadratmeter groß. Dicke Holzstämme stützen das Gewölbe. Eine Glühbirne hängt an der Decke, ihr Glas ist fast vollständig schwarz angemalt. Das Licht fällt nur auf den Boden, "damit sich der Feind nicht orientieren konnte", erklärt Vollmer.

Die Stadt musste glücklicherweise nur ein paar Angriffe aushalten. Und das war rückblickend auch gut so, sagt Vollmer: "Einen Bombeneinschlag hätte der Luftschutzkeller nicht verkraftet. Er konnte nur vor Splittern schützen." Bis 2005 kümmerte sich kaum jemand um diesen Raum. Er war einfach nur da. Bis ein Ratsmitglied vorschlug, aus dem alten Luftschutzkeller einen Partyraum zu machen. Doch Rudolf Vollmer, der 25 Jahre lang Unkeler Stadtarchivar war, hatte etwas dagegen.

"Diesen Raum mit dieser Geschichte muss man doch erhalten und das Wissen darüber an die Jugend weitergeben", sagt er. Und nun will er gemeinsam mit der Stadt einen Schritt weiter gehen: Der Raum soll zum Denkmal werden, "ein Mahnmal gegen das Vergessen", sagt der 74-Jährige, "damit ihn niemand einfach so beseitigen kann".

Die Chancen stehen gut, zumal die Stadt keine Kosten zu befürchten hat. Vollmer würde all die Relikte, die er auf eigene Rechnung über Jahre auf Trödelmärkten und bundesweiten Auktionen erworben hat, der Stadt per Schenkungsvertrag überlassen. So sehr ist ihm der Luftschutzraum ans Herz gewachsen. "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten", zitiert er den Politiker August Bebel. Heute wisse doch kaum noch jemand wie schlimm es einmal war, fügt der pensionierte Grundschullehrer hinzu.

Der Kellerraum hat sich mittlerweile zu einer kleinen historischen Schatzkammer entwickelt: Zwei Äxte, die früher zum Freilegen von Brandherden verwendet wurden, ein Einreißhaken, eine Feuerpatsche, eine Leine und eine Sandkiste stehen da. Sein Lieblingsfundstück ist aber ein anderes: die Einstellspritze, mit der Brandherde gelöscht werden können. Neben den Werkzeugen hat er über die Jahre vieles Weitere gesammelt: einen Volksempfänger, ein Feldtelefon, mehrere Gasmasken, eine Hausapotheke, Reichsmark-Scheine. Die oberste Regel, so steht es in der Original-Raumordnung aus den 40er-Jahren, lautet: "Ruhe bewahren".

Nur wenige Unkeler kennen diesen geschichtsträchtigen Ort unter ihrem Rathaus. Nur sehr selten melden sich Schulklassen an. Das könnte sich womöglich bald ändern - wenn der Luftschutzkeller tatsächlich ein begehbares Denkmal ist.

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