Unkeler Geschichtsverein stellt restaurierte Grabkreuze auf Als die Protestanten kamen

UNKEL · Sie machen ein Stück Ortsgeschichte greifbar: Die drei Grabkreuze der Familie von Schoeler auf dem städtischen Friedhof stehen für den gesellschaftlichen Wandel durch den Zuzug von Protestanten ins katholische Rheinland.

 Geschichtsträchtig: Piet Bovy (links) mit Besuchern an den restaurierten Kreuzen der Familie von Schoeler.

Geschichtsträchtig: Piet Bovy (links) mit Besuchern an den restaurierten Kreuzen der Familie von Schoeler.

Foto: Homann

Die Kreuze sind nach Restaurierung nun wieder an ihrem Platz - Anlass für den Unkeler Geschichtsverein um den Vorsitzenden Piet Bovy, auf den Friedhof einzuladen. Zahlreiche interessierte Bürger kamen zum Standort an der Linde.

"Der Geschichtsverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Erbe der Stadt zu bewahren und ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Und zu diesem Erbe gehören auch die gusseisernen Grabkreuze der Familie von Schoeler auf dem historischen evangelischen Friedhof, der seit 1962 Teil des städtischen Friedhofs ist", sagte Bovy.

Sponsoren unterstützten die Restaurierung

Dank großzügiger Spender habe der Verein die Restaurierung nicht allein bewältigen müssen, so der Vorsitzende, der allen voran die Bestattungsunternehmen Bockshecker und Mühlhöfer nannte. Die Aufarbeitung der Steinsockel, der Eisenkreuze und der Beschriftung hatten Bildhauermeister Ralf Bell-Schäfgen aus Brohl-Lützing, der Bruchhausener Kunstschmied Herbert Schoop und Malermeisterin Monja Heuper aus Leubsdorf in Händen.

Auf dem Friedhof werde "in vielfältiger Weise der gesellschaftliche Wandel sichtbar", sagte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen. Dieser vollzog sich im Rheinland mit dem Beschluss des Wiener Kongresses, das ehemalige Gebiet des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs dem protestantische Preußen zuzusprechen. "Bald nach der Übernahme zogen die ersten Protestanten nach Unkel. Den Beamten folgten pensionierte Militärs mit ihren Familien, so dass eine kleine Gruppe Evangelischer hier dauerhaft ansässig wurde", berichtete Stadtarchivar Wilfried Meitzner.

Da auf dem katholischen Kirchhof keine Andersgläubigen bestattet werden durften, wurden Protestanten zunächst in Oberwinter begraben. Weil sich darüber nicht nur Protestanten in Unkel beschwerten, verpflichtete der preußische Staat die Gemeinden 1853, für die Begräbnisse evangelischer Verstorbener geeignete Begräbnisplätze zu schaffen. Die Gemeinde Unkel verkaufte der evangelischen Gemeinde einen Platz neben der "Schindskuhl", in der ab 1820 nicht zu identifizierende Tote, vor allem am Rheinufer angeschwemmte Wasserleichen, bestattet wurden. Der Friedhof wurde 1860 eröffnet. Wegen der Schindskuhl wurde er zunächst von den Protestanten gemieden. Das änderte sich, nachdem Generalleutnant a.D. Daniel von Schoeler 1879 starb und dort bestattet wurde.

Von Schoelers enge Bindung an Unkel

Generalleutnant Daniel von Schoeler hatte sein letztes Kommando in Trier, bevor er 1863 in Pension ging. Er zog mit seiner Familie nach Unkel, wo diese wohl zunächst im Fronhof bei der Witwe Henriette von Hilgers wohnte, später in der Villa Neven DuMont. Von Schoeler, seine Frau Helene und die Töchter Barbara, Cäcilie und Helene waren Teil der vornehmen Gesellschaft um Julie von Bothwell.

Nach dem Tod Daniel von Schoelers 1879 kaufte seine Witwe Grundstücke, damit der Friedhof nach Westen und Süden vergrößert werden konnte. Sie ließ den Weg anlegen, die Baumallee pflanzen und zum Hohen Weg hin ein Eingangstor errichten.

Helene von Schoeler starb 1898 in Bonn, wurde aber auf ausdrücklichen Wunsch in Unkel bestattet. Ihre unverheirateten Töchter Cäcilie und Helene blieben in der Villa Neven DuMont, die Elisabeth von Werner gehörte. Sie starben 1942 und 1943.

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