Ausstellung des Kunstvereins Linz Wehmütiger Abschied

LINZ · Einen Anfang und einen doppelten Abschied hatte der Kunstverein Linz jetzt zu begehen: Die Eröffnung der Ausstellung mit "Neuen Arbeiten" der Künstler Herbert Höcky und Irene Eigenbrodt aus Remagen, die gleichzeitig die letzte in den Räumen des Moltigebäudes ist, und den Rücktritt des Kunstvereins-Vorsitzenden Lars Ulrich Schnackenberg mit Wirkung zum Jahresende.

 Schau der Kontraste: Herbert Höcky und Irene Eigenbrodt zeigen ihre Werke noch bis Ende September im Moltigebäude.

Schau der Kontraste: Herbert Höcky und Irene Eigenbrodt zeigen ihre Werke noch bis Ende September im Moltigebäude.

Foto: Homann

Irene Eigenbrodt sprach ein wenig wehmütig von "kunstverwöhnten Räumen mit ihrem ganz eigenen Charme". Das Gebäude steht vor dem Abriss, ihre Ausstellung dauert noch bis zum Monatsende.

Schnackenberg, ehemaliger Professor für Bildhauerei an der Alanus Hochschule in Alfter, der den Kunstverein vor fünf Jahren ins Leben rief, nutzte diese letzte Ausstellungseröffnung auch für Kritik: "Man hätte erheblich früher anfangen sollen zu überlegen, wie man dieses ehemals denkmalgeschützte Haus hätte erhalten können."

Innerhalb von nur zwei Jahren habe es der Verein geschafft, sich so zu profilieren, dass renommierte Künstler anfragten, in Linz ausstellen zu dürfen. Von diesem Zeitpunkt an sei man überhaupt erst in der Lage gewesen, kleine Honorare zu zahlen und Spesen zu übernehmen, erinnerte Schnackenberg an das Engagement von Künstlern, Laudatoren und Vorstandsmitgliedern. "Nur so war es uns möglich, etwas für die Kultur in der Stadt und der Region zu tun."

Die Einführung in die Ausstellung überließ er Herbert Höcky. Das Konzept setze auf Kontraste: Irene Eigenbrodts schwarze Objekte aus Fundstücken und entsorgten Alltagsgegenständen einerseits, andererseits seine eigenen Werke der Konkreten Kunst, konstruktive weiße Skulpturen aus Holz in strenger Formgebung.

Seine Arbeiten aus Quadern, die dreimal so hoch sind wie die Kantenlänge ihrer quadratischen Grundfläche, seien "eher der Mathematik als der Kunst" zuzuordnen, so der 1946 in Ludwigshafen geborene Künstler. "Irenes Arbeiten sind dagegen äußerst emotional-impulsiv", so der ehemalige Meisterschüler von Hans Nagel.

Das Zusammentreffen von Mensch und Naturgewalt und nicht zuletzt die beklagenswerten Rückstände aus sogenannten Zivilisationsabfällen böten ihr zahlreiche Ansatzpunkte für eine vielschichtige künstlerische Auseinandersetzung. So war ein bis auf das Gerippe zerfetzter Regenschirm Ausgangspunkt für ihre aktuellen Arbeiten, darunter kleine schwarze "Tier-Objekte" aus ehemaliger Schirmbespannung und Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Schirmgerippen, die in ihrer Figürlichkeit an langbeinige Weberknechtspinnen erinnern.

Die Ausstellung "Neue Arbeiten" von Irene Eigenbrodt und Herbert Höcky ist im Moltigebäude in Linz, Asbacher Straße 2, bis einschließlich Sonntag, 27. September, zu sehen. Öffnungszeiten: donnerstags und freitags von 17 Uhr bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils von 14 Uhr bis 18 Uhr.

Zukunftssorgen

Beim Kunstverein gehen nach dem Verlust des Moltigebäudes Sorgen um. Vorstandmitglied Wolfgang Diegmann: "Auch wenn uns Bürgermeister Hans Georg Faust zugesagt hat, dass wir die Stadthalle für Ausstellungen nutzen dürfen, sehe ich unsere Zukunft schon wegen möglicher Kollisionstermine nicht gerade rosig." Nach Lars Ulrich Schnackenberg führt der zweite Vorsitzende Norbert Boden den Verein kommissarisch bis zu den Neuwahlen.

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