Linzer Basilika Sankt Martin Spätmittelalterliche Wandmalerei wird von Trierer Experten restauriert

LINZ · Voll eingerüstet ist die fünf Meter hohe Wand über der Westempore der Linzer Basilika Sankt Martin. Rechtzeitig vor dem großen Fest "800 Jahre Kirchweihe" im nächsten Jahr wird die stark beschädigte Wandmalerei von der Restauratorenfirma Thomas Lutgen aus Trier saniert.

 Erst wird die alte Wandmalerei gründlich gesäubert, dann in feinen Strichen und kleinen Punkten übermalt: Die Restauratoren Georg Wechsler und Lena Holzkamp widmen sich zurzeit mit voller Konzentration der mittelalterlichen Malerei "Marienleben" in der ehrwürdigen Basilia Sankt Martin in Linz.

Erst wird die alte Wandmalerei gründlich gesäubert, dann in feinen Strichen und kleinen Punkten übermalt: Die Restauratoren Georg Wechsler und Lena Holzkamp widmen sich zurzeit mit voller Konzentration der mittelalterlichen Malerei "Marienleben" in der ehrwürdigen Basilia Sankt Martin in Linz.

Foto: Frank Homann

"Und nicht nur das. Genau mit Beginn der Arbeiten an den Darstellungen des Marienlebens hat das Trierer Generalvikariat auch die Konservierung der spätromanischen Heiligendarstellungen an der Nord- und Südseite des Mittelschiffs bewilligt", sagte der Vorsitzende des Fördervereins Sankt Martin, Peter Gillrath.

Zunächst aber steht für Lutgens Kompagnon Georg Wechsler das in drei horizontale Zonen eingeteilte "Marienleben" im Mittelpunkt, das erst 1927 beim Orgeleinbau entdeckt worden ist. Zwei Jahre später wurden die Wandfläche gereinigt und kleinere Retuschen vorgenommen.

"Die Darstellungen sind danach nicht erst in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, sondern schon im 17./18. Jahrhundert übermalt worden", so Wechsler. Da es sich nicht um Fresken, sondern um sogenannte Secco-Malerei handele, dürften schon damals erhebliche Schäden ausgebessert und leider vollflächig übermalt worden sein, so der Restaurator.

Im Gegensatz zum haltbareren Fresko wurden die Darstellungen in Sankt Martin nicht auf den noch feuchten Putz aufgetragen, so dass die Farbpigmente auch nicht tief eindringen konnten. Deshalb waren die Darstellungen schon nach gut 200 Jahren schadhaft.

"Dass es sich um spätmittelalterliche Malerei um 1500 handelt, wird generell durch den Malstil und vor allem in der Mittelzone deutlich. Während die beiden Engel unter dem Gewölbescheitel nur noch rudimentär vorhanden sind, kann man dort in der Mitte deutlich die Stifterfamilie erkennen, die sich Maria am rechten Teil der Wand zuwendet, während links der Verkündigungsengel zu sehen ist", so Wechsler. Zwar erheblich kleiner als die beiden Hauptfiguren deute die Größe der Stifter und ihre zentrale Position auf ein erstarktes Selbstbewusstsein hin, wie es erst am Übergang zur Renaissance anzutreffen sei.

Unter einem breiten Rahmenstreifen, der die beiden Zonen trennt, kann man links von dem Bogendurchgang zum Westwerk Fragmente der "Geburt Christi" im Stall erkennen, zu dem Hirten mit ihren Schafen aufbrechen. Im rechten Bilddrittel ist die Anbetung der Königs vor einer Palastarchitektur dargestellt."Genau darüber haben wir drei Köpfe entdeckt, deren Körper von der Bänderung überdeckt werden.

Zu erkennen sind ein König und eine Gestalt mit Heiligenschein, die sich stilistisch von den übrigen Darstellungen deutlich unterscheiden", so Wechsler. Entweder gehören sie einem früheren Bildprogramm an, wofür die horizontale Einfassung aus dem späten Mittelalter spricht, oder es handelt sich um Teile eines Programms, das während der Arbeiten verworfen wurde.

Nach einer ersten Trockenreinigung der Wand durch "Abwedeln" hatte sich Wechsler zusammen mit Simina Lepsa und Lena Holzkamp daran gemacht, die einzelnen Zonen mit Mikroschwämmen mittels pulsierender Bewegungen gründlicher zu säubern. "Jedes noch so leichte Reiben hätte zu einem Farbverlust geführt", so der Fachmann, während er sich bereits den dunkel-vergilbten Retuschen zuwandte.

Heutzutage werden wasserlösliche Kunststoffe eingesetzt, die stabilisierend wirken, ohne Farbverdunklungen nach sich zu ziehen. "Außerdem übermalen wir nicht mehr flächig, sondern in feinen Strichen oder kleinen Punkten. Das Auge ist in der Lage, die Farbe an den freien Stellen völlig zu ergänzen, was wir uns zunutze machen", erläuterte Georg Wechsler.

Da waren seine beiden Mitarbeiter bereits damit beschäftigt, die großen Fehlstellen im oberen Wanddrittel lediglich farblich anzugleichen, so dass sich ein homogeneres Bild ergibt. Das aber kann in Gänze erst im neuen Jahr 2014 bewundert werden, wenn das große Gerüst abgebaut ist und die Restauratoren sich dann der Ausmalung im Mittelschiff zuwenden.

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