Katholische Kirche in Kasbach Rätsel um den ersten Schutzpatron

KASBACH-OHLENBERG · Maria Magdalena oder Michael? In Kasbach herrscht Unklarheit darüber, welcher Heilige der Kirche ihren Namen gab.

 Blick in die katholische Kirche in Kasbach: Eine Statue an der linke Seite im Chorraum zeigt den heiligen Michael.

Blick in die katholische Kirche in Kasbach: Eine Statue an der linke Seite im Chorraum zeigt den heiligen Michael.

Foto: Frank Homann

Im beschaulichen Kasbach-Ohlenberg verlaufen gleich mehrere Grenzen. Der nördliche Teil gehört zur Erzdiözese Köln und der südliche zur Diözese Trier. Zugleich zählt der obere Teil zu Erpel, der untere zu Linz. Diese Eigenheiten zu kennen ist nicht ganz unerheblich, will man verstehen, warum in der mittlerweile politisch und seelsorgerisch zusammengewachsenen Ortsgemeinde gerätselt wird. Und zwar darüber, ob die Kirchengemeinde am 16. Juli den 110. Jahrestag der Grundsteinlegung für die Sankt-Maria-Magdalena-Kirche oder für die Sankt-Michael-Kirche feiern wird.

Wohlgemerkt: Es geht um ein und dasselbe Sakralbauwerk in Kasbach. Unklar ist, ob der erste namengebende Schutzpatron eben jene Maria Magdalena ist oder der heilige Michael. Nachforschungen in der Gemeinde haben das nach Auskunft des Gemeindemitglieds Marita Baumgartner ergeben. Bildnisse beider Heiligen existieren in der Kirche. Und nimmt man zur Grundlage die drei Handbücher des Bistums Trier, die das Bischöfliche Generalvikariat in den Jahren 1938, 1952 und 1998 herausgegeben hat, wäre die Sache eigentlich klar: Dort ist als Namenspatronin Maria Magdalena genannt.

Allerdings wiesen diese fortgeschriebenen Schriftstücke das falsche Baujahr aus (das Jahr 1902 statt 1905 bis 1906) und der Name des Architekten Kaufhold ist orthografisch falsch mit t am Ende geschrieben, was zumindest daran zweifeln lässt, dass die restlichen Angaben zutreffen. Eine klare Stellungnahme zur Namensfrage liegt aus Trier bislang nicht vor.

Recherchen in den Archiven von Ohlenberg, Linz und Koblenz lassen in der Kirchengemeinde die starke Vermutung zu, dass vermutlich doch Sankt Michael der erste Schutzpatron der Kirche ist. Ihn zeigt eine Statue an der linken Kirchenwand im Chorraum. Die beiden Bilder des alten Hochaltars zeigen rechts Sankt Michael und links Maria Magdalena. Nachweislich hat es außerdem das geplante, aber nicht durchgeführte Vorhaben gegeben, Sankt Michael von außen auf die Außenmauer zu malen. Ein entsprechendes Originalschreiben des Glasmalers liegt vor. "Sankt Michael ist viel stärker präsent als Maria Magdalena", erklärt ein Gemeindemitglied, das in den Archiven gestöbert hat, aber nicht namentlich erwähnt werden will.

Nun informiert also 110 Jahre nach der Grundsteinlegung ein Informationsschild offiziell über die "Sankt-Michael-Kirche". In Teilen der Kasbacher Bevölkerung stößt das auf Verwunderung. Im Laufe der Jahre sind zahlreiche Eheschließungen offiziell in Sankt Maria Magdalena beurkundet worden. Dort heißt die Kirchweih, also die Kirmes, seit jeher Maria Magdalena und findet jährlich um den 22. Juli herum statt - dem Patronatstag von Maria Magdalena. "Wir haben die Kirche immer so genannt", sagt Karl-Dieter Hausen, der schon seit vielen Jahrzehnten in Kasbach lebt. Von einem Namensstreit will er aber nicht reden.

Möglicherweise könnten künftig Gemeinde- und Kirchenpatrozinium mit unterschiedlichen ersten Schutzheiligen besetzt werden. Das hat der ehemalige Ohlenberger Pfarrer Horst Lamerz angeregt.

Festhochamt

Die Grundsteinlegung der Kasbacher Kirche vor 110 Jahren wird am Sonntag, 19. Juli, mit einem Festhochamt gefeiert. Es beginnt um 9.30 Uhr. An demselben Wochenende findet auch die traditionelle Kirmes statt.

Die Kollekte in der Messe soll der notwendigen Neugestaltung der Kirchenfenster zugute kommen. Die Bleiverglasung der Fenster muss dringend ausgetauscht werden. Sie stammt aus dem Jahr 1905/1906. Die Fensterbemalung stellt die Bergpredigt dar, das Abendmahl sowie die heilige Katharina und die heilige Juliana. Gestiftet hat sie Katharina Forstmann, damalige Besitzerin der "Forstmanns Villa". Für den Aufbau der Kirche spendeten auch die Kasbacher fleißig über den Kapellenbauverein.

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