Amt des Verbandsbürgermeisters Positionsbestimmung vor der Direktwahl

LINZ · Während der konstituierenden Sitzung des Verbandsgemeinderates war deutlich geworden, dass SPD, FWG, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke nur äußerst ungern mit Verbandsbürgermeister Hans-Günter Fischer (CDU) weiter zusammenarbeiten würden.

Aus ihrer Sicht war die zurückliegende Wahlperiode von Schuldzuweisungen und Streit bis hin zu persönlichen Anfeindungen geprägt, die sie dem VG-Chef anlasten. Entsprechend hatten sie schon Anfang des Jahres mit dem parteiunabhängigen Wolfgang Bernath einen gemeinsamen Gegenkandidaten für die Wahl am Sonntag, 7. September, auf den Schild gehoben.

"Ich habe meinen Wahlkampf unter das Motto gestellt: Aus Betroffenen Beteiligte machen!", erklärt der gebürtige Koblenzer im Hinblick auf die Stimmung im VG-Rat. Da er von einem parteipolitisch so breiten Spektrum gefragt worden sei, ob er nicht kandidieren wolle, müsse einiges im Argen liegen. So werde dem Amtsinhaber vorgeworfen, nach Gutsherrenart einsame Entscheidungen zu treffen. "Falls ich ab Februar 2015 Chef der Linzer Verwaltung sein sollte, wird es mein Ziel sein, die VG durch die Arbeit der Verwaltung in größtmöglicher Einigkeit und Transparenz voranzubringen", so der 54-jährige Bernath.

Grundsätzlich sei die VG Linz alles andere als falsch aufgestellt. "Allerdings fehlt noch ein Ansprechpartner, der Gewerbetreibende Gemeinde- und VG-übergreifend betreut", sagte er auf Anfrage des GA. Falls ein Interessent keine Flächen in Vettelschoß oder Sankt Katharinen finden könne, wäre es ihm lieber, diesen nach Windhagen zu vermitteln.

"Dann bekommen wir zwar keine Gewerbesteuer, aber Bürger der Linzer Höhe könnten in Windhagen wenigstens neue Arbeitplätze finden", so Bernath, der mit seiner Familie in Waldbreitbach wohnt. Darin aber sieht der Bürgermeisterkandidat, der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften studiert hat, ebenso wenig einen Makel wie in seiner Parteilosigkeit, wäre er bei den parteilosen VG-Chefs Karsten Fehr, Unkel, Lothar Röser, Asbach, und Werner Grüber, Waldbreitbach, doch in bester Gesellschaft. Stolze 91,3 Prozent der Stimmen hatte Fischer vor acht Jahren eingefahren, als er ohne Gegenkandidaten gewählt wurde.

Allerdings war damals auch nur gut ein Viertel der Wahlberechtigten an die Urne gegangen. "Ich will nicht nur Chef einer modernisierten Verwaltung, sondern ein Bürgermeister der Menschen meiner Heimat sein, in der ich verwurzelt bin", hatte der gebürtige Lorscheider seine Kandidatur begründet. Für diese hatte der 55-jährige Diplom-Volkswirt, der mit seiner Familie seit 1992 in Ockenfels lebt, seinen Posten als Hauptgeschäftführer eines Bundesverbandes mit über 600 mittelständischen Unternehmen aufgegeben.

"Ich glaube, dass ich diesem Anspruch, Bürgermeister der Bürger zu sein, so weit wie eben möglich gerecht geworden bin", so Fischer, hinter dem nicht gerade leichte Jahre liegen. Vor allem die Umstellung auf die Doppik verbunden mit personellen Engpässen hatte die Verwaltung vor große Aufgaben gestellt. Sein Hauptaugenmerk habe er aber darin gesehen, den Standort "VG Linz" zu stärken, um im Wettbewerb mit anderen Regionen vor allem unter Berücksichtigung des demografischen Wandels bestehen zu können.

"Wir haben nicht nur in der Abwasserwirtschaft nachhaltig gearbeitet, wie uns in der Broschüre vom Mainzer Umwelt- und Wirtschaftsministerium, die unsere Kläranlage als zukunftsweisendes Beispiel anführt, bestätigt worden ist", erinnert Fischer. Vor allem hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat, der Ehrenamtsbörse und dem ehrenamtlichen Bürgerbeauftragte für Betreuung und Gesundheitsfragen habe die VG entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt.

Der Seniorenbeirat hatte vergangene Woche zu einer Informationsveranstaltung zur Bürgermeisterwahl mit beiden Kandidaten eingeladen: Bernath und Fischer stellten sich vor. Grundlage für die Gesprächsrunde waren die vom Seniorenbeirat herausgebrachten "Wahlprüfsteine". Bei der von Bruno Kirchhof moderierten, allerdings eher spärlich besuchten Veranstaltung nutzten beide Kandidaten die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Beide notierten sich Anregungen und gaben bereitwillig und sachlich fundiert Antwort auf alle Fragen.

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