Gespräch mit Benefiz-Radler Helmut Platz Nur durch den Tunnel ging's mit dem Taxi

LINZ · 24 Tage hat sich Helmut Platz abgestrampelt. Nun ist der Radfahrer aus Linz von seiner fünften Benefiz-Tour zurück. Der 57-Jährige wurde auf dem Marktplatz mit dem Lied "Ja, mir san mit ?m Radl da" empfangen - und kurvte dabei unter großem Applaus eine Ehrenrunde.

 Begrüßung mit großem Applaus: Helmut Platz drehte beim Empfang auf dem Linzer Marktplatz noch einmal eine Ehrenrunde mit dem Fahrrad.

Begrüßung mit großem Applaus: Helmut Platz drehte beim Empfang auf dem Linzer Marktplatz noch einmal eine Ehrenrunde mit dem Fahrrad.

Foto: Frank Homann

Auf der Bühne nahm ihn am Donnerstagabend Thomas Balasus, der Erste Beigeordnete der Stadt, in Empfang. 1812 Kilometer lang war die Charity-Tour von Linz nach Bozen; Zwischenstation war die österreichische Partnerstadt Linz an der Donau, wo Platz im Auftrag der Stadtspitze von Linz am Rhein eine Stadtfahne und eine Linz-DVD übergab. Nun brachte er Mitbringsel und Grüße von den "Donau-Linzern" mit. Der Benefizertrag kommt der Linzer Tafel und dem Leubsdorfer Verein "Nachbarn in Not" zugute. Der Friseurmeister nutzte bereits zum fünften Mal seinen Urlaub, um über die Alpen zu radeln und Spendengelder einzufahren.

Waren Sie unterwegs eigentlich mal beim Friseur?
Helmut Platz: Diesmal nicht. Sonst habe ich das zwischendurch gemacht, um zu sehen, wie die Kollegen arbeiten.

Sie haben fast 2000 Kilometer "abgerissen". Gab's einen Punkt, an dem Sie am liebsten hingeworfen hätten?
Platz: Ich hatte in den Alpen elf Tage Regen, die Temperaturen fielen dort von erst 30 Grad an der Donau auf 15, dann auf 10 Grad. Dazu der Dauerregen. Das war hart. Mit Regenkleidung und Überziehern für Helm und Schuhe habe ich mich etwas geschützt. Ich habe Fingergymnastik gemacht gegen kalte Hände. Man hat da so seine Tricks.

Wie viele Unterstützer konnten Sie für Ihr Projekt gewinnen?
Platz: 110 Personen haben sich gemeldet. Sie erhalten jetzt Post von mir mit einem Überweisungsträger und zahlen dann pro Kilometer mindestens einen Cent.

Diesmal geht die Summe zu gleichen Teilen an Vereine vor Ihrer Haustür...
Platz: Zeitungsberichte haben mich auf die tolle Hilfe aufmerksam gemacht, die der Leubsdorfer Verein "Nachbarn in Not" für ein achtjähriges Mädchen geleistet hat. Und die Linzer Tafel muss Kosten für die Instandhaltung des Autos tragen, für Kühlschrank oder Strom, um ihre ehrenamtliche Aufgabe überhaupt bewerkstelligen zu können.

Sind Sie unterwegs auf Ihr Projekt angesprochen worden?
Platz: In Linz natürlich beim Empfang durch die Stadt. Ich kam auch unterwegs mit Leuten ins Gespräch. Die fanden das prima, waren erstaunt, wie viele Kilometer ich gefahren bin.

Hatten Sie die Route vorher genau festgelegt?
Platz: Schon, aber ich habe nach Tagesform entschieden, wo ich mir ein Zimmer suche. Meine längste Etappe maß 188 Kilometer. Da saß ich neun Stunden im Sattel. Die größte Steigung hatte ich am Lofer-Pass mit 23 Prozent. Meist war ich auf Radwegen unterwegs. Auf dem Großglockner lag Schnee. So musste ich durch den Tunnel - aber mit dem Taxi. Denn der ist für Radfahrer gesperrt.

Bei der Tour de France gibt's Ruhetage - bei Ihnen auch?
Platz: Von 24 Tagen habe ich nur vier Tage geruht. Ich habe mir einige Kirchen angesehen, kleine Orte. Vor allem aber kam es mir auf die Natur an. Die habe ich auch während der Fahrt genossen.

Wie haben Sie sich vorbereitet? Woher rührte die Idee?
Platz: Ich habe viel trainiert - in der Eifel, im Westerwald. 2006 bin ich zum ersten Mal in die Alpen gefahren. Zwei Jahre später habe ich meine erste Benefiz-Tour absolviert. Ich hatte eine Fernsehsendung über Aids gesehen und wollte etwas für die Betroffenen tun. Bevor ich das Radfahren für mich entdeckte, bin ich Kajak gefahren.

Und jetzt ruhen Sie sich erst einmal von den Strapazen aus?
Platz: Ich habe mich doch während der Fahrt erholt - ich habe die Schätze der Natur gesehen, die Seen, die Berge, die Mohnblüten. Jetzt arbeite ich wieder in einem Salon in Bonn. Aber ich liebe meinen Beruf mit Leib und Seele. So wie Radfahren.

Können sich auch jetzt noch Unterstützer melden?
Platz: Gern. Auf meiner Seite steht alles, was man wissen muss.

Mehr Informationen auf www.helmutplatz.wordpress.com

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