Erdrutsch in Linz Mehrere Häuser evakuiert

LINZ · Weil ein Hang unterhalb des Kaiserbergs abrutscht, sind am Montagnachmittag mehrere Häuser in Linz vorübergehend evakuiert worden. Betroffen sind zwei Mehrfamilien- und zwei Einfamilienhäuser an der Straße "Am Gericht" am Kaiserberg.

Ursache der Erdbewegung ist nach Einschätzung von Fachleuten der anhaltende Regen der jüngsten Zeit, hieß es gestern Mittag bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Die Bewohner der beiden Mehrfamilienhäuser konnten ihre Wohnungen unterdessen wieder betreten, die Einfamilienhäuser bleiben vorerst gesperrt.

Die Bewohner eines der Einfamilienhäuser hatten am Montagnachmittag das Ordnungsamt alarmiert. "Durch den Erdrutsch sind Stützpalisaden und Pflanzsteine aus der Verankerung gedrückt worden. Der Carport ist verzogen und das Verbundsteinpflaster der Hofeinfahrt hat sich aufgetürmt", berichtete gestern der Linzer Wehrleiter Thomas Nelles. Sofort wurden die Straße "Am Gericht" gesperrt und die Häuser geräumt. Auch die Gasleitung wurde unterbrochen.

Mit geschulterten Matratzen und Bettzeug unter dem Arm mussten die Bewohner ihre Wohnungen verlassen. Sie zogen vorübergehend zu Verwandten oder Bekannten. Das Technische Hilfswerk (THW) Koblenz und das mit einem speziellen Einsatz-Sicherungssystem ausgerüstete THW Remscheid rückten an. Messungen in der Nacht ergaben, dass sich der Hang stündlich zwei Zentimeter bewegt. "Das hört sich nicht viel an, ist aber doch äußerst besorgniserregend", so Nelles. Bis gestern Morgen war das Erdreich bereits drei Meter weit talwärts gerutscht. Daher die vorsorgliche Evakuierung der Häuser, auch wenn diese nicht beschädigt oder akut einsturzgefährdet seien. "Wir warten jetzt ab, was uns das Landesamt für Geologie und Bergbau sowie der hinzugezogene Statiker weiter empfehlen." Gestern meldete ein Vermessungstrupp einen weiteren tiefen Riss in dem Gelände, berichtete Werner Henneker vom Bonner Prüfingenieur-Büro Henneker-Zillinger. Wahrscheinlichste Ursache für den Erdrutsch seien die Regenfälle der vergangenen Tage, und es sind weitere Regenfälle angekündigt. "Zurzeit werden vom Forstamt Bäume im Hang gefällt, damit große Flächen über den Rissen mit einer Plane abgedeckt werden können", sagte der Pressesprecher der Linzer Wehr, Sebastian Hinze.

Geschockt zeigte sich gestern Verbandsgemeindebürgermeister Hans Günter Fischer. "Es ist schon erschreckend, mit welcher Gewalt die Natur hier vorangeschritten ist." Am Montag habe man zwar im Dunkeln nichts sehen können, die Erdbewegungen seien aber "deutlich zu hören" gewesen. Sogar die Geologen seien von den Dimensionen überrascht gewesen. Die Straße "Am Gericht" bleibt - außer für die Anlieger - vorerst gesperrt. Das Betreten des Hangs ist verboten. Gestern konnten die Bewohner der Mehrfamilienhäuser in ihre Wohnungen zurückkehren. Bis die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, die als Obere Bodenschutzbehörde mit dem Fall betraut ist, dies auch den Bewohnern der Einfamilienhäuser erlaubt, dürfte es nach Einschätzung von Ingenieur Henneker noch einige Zeit dauern. Die SGD Nord hat ein geotechnisches Fachbüro mit der täglichen Überwachung und Bodenuntersuchung beauftragt. Gemeinsam suchen die Fachleute nach einem Weg, den Erdrutsch zu stoppen. Ob das gelingt, ist ungewiss.

THW und Feuerwehr sind zunächst abgezogen. Ein Auge auf die Situation vor Ort haben die Polizeibeamten der Linzer Wache, die in Sichtweite liegt.

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