Moltigebäude wird abgerissen Linzer Kunstverein ohne Perspektive

LINZ · "Zwischen unendlich weiten Ufern leben wir" hat die in Bagdad geborene Rana Matloub ihre Ausstellung genannt - die letzte in den Räumen des Kunstvereins Linz im Molti-Gebäude.

 Wohin geht die Reise? Künstlerin Rana Matloub in einer Installation, die die Umrisse zweier Schiffe zeigt.

Wohin geht die Reise? Künstlerin Rana Matloub in einer Installation, die die Umrisse zweier Schiffe zeigt.

Foto: Frank Homann

Sie ist dort noch bis zum 14. November zu sehen. Und dass das Haus für den Abriss freigegeben ist, hat die Meisterschülerin von Norbert Rademacher prompt künstlerisch verarbeitet. "Ich spiele mit den kopflosen Frauen, deren Umrisse ich durch die Tapete in die Wand gefräst habe, auf die Geschichte des Hauses als Klosterschule für Mädchen an", erklärte die Künstlerin, die seit 1991 zwischen dem Ruhrgebiet und Kassel pendelt.

Sie gehe häufig in ihren Arbeiten ganz bewusst auf Orte und deren Situation ein, eine Situation des Übergangs, erklärte Matloub. Den bevorstehenden Abbruch symbolisiert die an etlichen Stellen der (unfertigen) Wand-Zeichnungen abgerissene Tapete.

"Durch ihre Auseinandersetzung mit Raum und Zeit bietet Rana Matloub hier eine sehr ortsspezifische Ausstellung", sagte Susanne Buckesfeld, stellvertretende Direktorin des Kunstmuseums Ahlen, in ihrer Einführung. Dabei lasse sie allein durch Andeutungen das Ergebnis bewusst offen, wodurch ihren Arbeiten eine enorme Anziehungskraft erwachse. So stehe nicht fest, wohin das aus 900 Einzelstücken zusammengesetzte Schiff fahren werde, dessen Umrisse auf dem Boden aus in Zitronenöl getränkten Notenblättern bestehen, an der Wand aus Zeichnungen, die Matloub jeweils zu Papierschiffchen gefaltet hat.

Wohin die Reise für den Linzer Kunstverein geht, steht auch noch nicht fest. Das Angebot des Stadtbürgermeisters, in der Stadthalle auszustellen, betrachte er als Provisorium, sagte der stellvertretende Vorsitzende Norbert Boden. Hans Georg Faust habe zwar dankenswerterweise stets ein offenes Ohr für den Kunstverein und auch Interesse an dessen Projekten bekundet, nun aber müssten den Lippenbekenntnissen auch Taten folgen. "Bis heute vermissen wir Reaktionen der politisch Verantwortlichen auf unsere Vorschläge, wie man etwa eine städtische Galerie für zeitgenössische Kunst etablieren könnte oder ob wir mittels kommunaler Unterstützung entsprechende Räume anmieten sollen."

Die Ausstellung von Rana Matloub "Zwischen unendlich weiten Ufern leben wir" im Moltigebäude in Linz, Asbacher Straße 2, ist noch bis Samstag, 14. November, zu besichtigen. Öffnungszeiten sind: donnerstags und freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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