Flüchtlinge im Kreis Neuwied Landrat stimmt Koordination der Hilfen ab

KREIS NEUWIED · Verbandsgemeinden und Kreis bildeten Runden Tisch zur Flüchtlingsunterbringung.

 Die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen ist auch im Kreis Neuwied ein wichtiges Thema.

Die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen ist auch im Kreis Neuwied ein wichtiges Thema.

Foto: dpa

Die Kommunen im Landkreis Neuwied sind auf die steigenden Zahlen von zugewiesenen Flüchtlingen vorbereitet. Dieses Fazit zog die Kreisgruppe der hauptamtlichen Bürgermeister gemeinsam mit Landrat Rainer Kaul bei ihrer jüngsten Zusammenkunft. Während das Schicksal der Menschen im laufenden Asylantragsverfahren noch ungewiss ist, leben im Landkreis weitere Flüchtlinge, die bereits eine Erlaubnis zum Verbleib in Deutschland erhalten haben und sich um eine Integration in ihrer neuen Heimat bemühen. Landkreis Neuwied, Stadt Neuwied und Verbandsgemeinden wollen in enger Zusammenarbeit dafür sorgen, dass die Menschen eine Unterkunft erhalten und ihr Lebensunterhalt gesichert ist.

Um diese Aufgabe erfüllen zu können, seien die Kommunen auf die Mithilfe aller Bürger angewiesen, hielt die Runde fest. Landrat Rainer Kaul: "Die Bereitschaft, Asylbewerbern Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wächst ständig und bedarf eines besonderen Dankes". Seien die Asylbewerber mit Wohnraum versorgt, bräuchten sie weitere Unterstützung, damit sie sich in ihrem neuen Lebensumfeld zurechtfinden können, angefangen vom Einkauf über Arztbesuch bis hin zum Kindertagesstätten- und Schulbesuch der Kinder. "Sie beherrschen die deutsche Sprache nicht und müssen sich an eine völlig fremde Umgebung und Kultur gewöhnen", so Kaul. Erfreulicherweise engagierten sich im Landkreis Neuwied viele Bürger, Vereine, Organisationen und Kirchengemeinden für die Flüchtlinge. Sie hießen sie willkommen, übernähmen Patenschaften, hülfen beim Einkaufen und erteilten Sprachunterricht. Kaul: "Es wird in vielfältiger Weise Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und der Sprachbarrieren geleistet und es kommt zu unverzichtbaren persönlichen Kontakten zwischen den Menschen". Er sei von diesem ehrenamtlichen Engagement und den vielen Aktivitäten im Landkreis Neuwied begeistert und freue sich über die Solidarität mit den Flüchtlingen.

Landrat Rainer Kaul hat darüber hinaus in den letzten Wochen bereits mehrere Gesprächsrunden initiiert oder sich daran beteiligt. Allen war der Schwerpunkt "Hilfen für Asylbewerber und Flüchtlinge" gemein. So erfolgte unter anderem ein fachlicher Austausch mit dem Kreisvorstand des DGB, Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen, des DRK und den Schulleitern der Schulen in Trägerschaft des Kreises zu Möglichkeiten der Sprachförderung und zum Unterricht von Schülern mit Migrationshintergrund. Außerdem beschäftigt sich ein Arbeitskreis aus Vertretern der Agentur für Arbeit Neuwied, des Jobcenters Landkreis Neuwied, der Ausländerbehörde und der Sozialabteilung der Kreisverwaltung mit der Optimierung gemeinsamer Schnittstellen. So besuchte auch die rheinland-pfälzische Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Sabine Bätzing-Lichtenthäler auf Kauls Einladung die Gemeinschaftsunterkunft in Neuwied.

Jetzt hat Landrat Rainer Kaul einen Runden Tisch auf Kreisebene mit dem Oberbürgermeister der Stadt Neuwied, den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden und der Sozialdezernentin des Landkreises einberufen, um die zukünftige Kooperation im Kreis abzustimmen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass dem Vorbild einzelner Regionen folgend eine Koordinierung des Angebots weiterhin vor Ort erfolgen soll, da man aufgrund der Nähe unmittelbar auf die Bedürfnisse der einzelnen Familien oder Personen eingehen kann. Die Teilnehmer des Runden Tischs berichteten von bereits vorhandenen Unterstützungsangeboten und zeigten sich beeindruckt von der Vielzahl und Bandbreite der Aktivitäten, die es im Landkreis Neuwied bereits gibt. So werden beispielsweise im Kreisgebiet aktuell mehr als zehn Sprachkurse im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements angeboten und rege in Anspruch genommen. Betont wurde seitens der Teilnehmer aber auch, dass Ziel und Methode aller Angebote die "Hilfe zur Selbsthilfe" sein müsse.

Zur Unterstützung der Ehrenamtlichen ist seitens der Kreisverwaltung eine Fortbildungsveranstaltung für Ehrenamtliche in Vorbereitung, die Grundlagen und Rahmenbedingungen der Arbeit mit Asylbewerbern und Flüchtlingen vermitteln wird. Damit gelungene Aktivitäten ausdrücklich zur Nachahmung anregen und bei Bedarf auch themenbezogene Kooperationen stattfinden können, wurde außerdem die kreisweite Erhebung aller Angebote und Aktivitäten beschlossen.

Die Kreisverwaltung Neuwied wird für das gesamte Kreisgebiet die Angebote und Aktivitäten des Ehrenamtes, aber auch allgemeine Beratungs- und Unterstützungsangebote der Wohlfahrtsverbände für Asylbewerber und Flüchtlinge erheben und demnächst eine Übersicht auf der Homepage der Kreisverwaltung (www.kreis-neuwied.de) sowie der Stadt Neuwied und den Verbandsgemeinden zur Verfügung stellen.

Flüchtlinge im Kreis Neuwied

Im Landkreis Neuwied lebten Anfang des Jahres 738 Menschen, die sich noch im Asylverfahren befinden oder eine Duldung erhalten haben. Davon sind im Jahr 2014 476 Männer, Frauen und Kinder als Asylsuchende in den Landkreis Neuwied gekommen, zwischen Januar und Mitte Februar 2015 weitere 89 Personen. Diese Menschen suchen für sich und ihre Familien Zuflucht vor Krieg, Verfolgung oder Terror. Aufgrund der steigenden Zahl der Asylbewerber rechnet man in der Kreisverwaltung derzeit damit, dass in diesem Jahr 675 Asylsuchende dem Landkreis Neuwied zugewiesen werden. Weil die Aufnahme eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die ohne das Ehrenamt und eine offene Willkommensatmosphäre nicht gelingen kann, besteht auch weiterhin Bedarf an Freiwilligen und Initiativen, die sich für die Flüchtlinge engagieren.

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