Ausstellungsprojekt "Rheinschiene" Kunst zwischen Vergangenheit und Zukunft

LINZ · "Rheinschiene" heißt die neue Ausstellung des Kunstvereins Linz. Und diese Präsentation beinhaltet fünf Jahre nach Gründung dieser Vereinigung drei Aspekte: Historie, zeitgenössische Kunst und - in Form von Schülerarbeiten - Zukunft.

 Junge Kunst: Comicfiguren haben Schüler für die "Rheinschiene" entworfen.

Junge Kunst: Comicfiguren haben Schüler für die "Rheinschiene" entworfen.

Foto: Frank Homann

Dabei spielt sie sich quasi in der ganzen Stadt ab: "Rheinschiene"-Werke sind im Rathaus, in zwei Schaufenstern, im Moltigebäude und im Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde Linz zu entdecken.

Als die Idee zu dieser Jubiläumsschau reifte, war noch nicht zu ahnen, dass der Kunstverein sein Domizil in der ehemaligen Mädchenschule verlieren wird. Das mehr als 100 Jahre alte Backsteinhaus an der Asbacher Straße wird 2016 abgerissen.

Ein schmerzhafter Verlust, sagte Norbert Boden, der stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins, zur Eröffnung der Ausstellung an diesem Ort, nachdem zuvor im Rathaus bereits der erste Startschuss gefallen war. "Mit diesem Schutt geht jedoch der Kunstverein nicht unter. Er wird weiterbestehen. Gedanken und Ideen zur Gewinnung von Ausstellungsräumlichkeiten sind bereits in der Erarbeitung."

Gebäude, die es teilweise nicht mehr gibt oder die zumindest ihre frühere Funktion verloren haben, sind auch in dieser Ausstellung zu sehen. Ein Bonbon: 44 Original-Fotografien aus dem Fundus des Linzer Stadtarchivs aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann der Besucher betrachten.

Dabei wurden die eigens gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos so geschickt gehängt, dass die Reihenfolge einem Spaziergang vom Rhein bis zum Neutor entspricht und alles, was rechts und links des Weges angesiedelt ist, über beziehungsweise unter der Foto-"Straße" platziert ist.

Dieser Streifzug im Uhrzeigersinn im "Molti" wird belohnt mit vielen Einblicken. Alte Häuser, Türme, ganze Straßenzüge, Plätze, aber auch Hochwasser, Prozession oder ein Foto vom Abtransport der alten Glocken im Kriegsjahr 1942 sind zu sehen. Sehr gelungen: Dieser Fotoschau dient die dezente Wandgestaltung der Künstlerin Danuta Karsten als Hintergrund, die zuvor hier ausstellte. Apropos bisherige Ausstellungen: 30 waren es in den fünf Jahren Kunstverein Linz. 20 dieser Künstler sind nun in der "Rheinschiene" vertreten.

Stammgäste entdeckten bei der Eröffnung Bilder, Installationen oder Skulpturen von Künstlern, an deren Arbeiten sie sich noch gut erinnern konnten. Norbert Boden hob die erste Ausstellung überhaupt heraus: "ein Paukenschlag", als Familie Oellers damals einen Einblick in das künstlerische Schaffen einer ganzen Familie ermöglichte.

Und nun auch das Neue, die Zukunft: Schüler des Martinus-Gymnasiums und der Fachschule für Sozialpädagogik der Alice-Salomon-Schule wurden für das Projekt "Rheinschiene" begeistert.

Collagen, plastische Arbeiten, Tast- und Fühlbücher, Comicfiguren, kleine Denkmale aus Plastilin, Grafiken, Linolschnitte, Porträts entstanden. Die Schüler schufen außerdem Entwürfe zur Wandgestaltung der Fußgängerunterführung vom Bahnhofsgelände zur Innenstadt.

Wenn davon etwas umgesetzt wird, können Touristen diese Schülerideen als ersten Eindruck von Linz gewinnen. Norbert Boden dankte jedenfalls allen, die mitgewirkt haben: Archivarin Andrea Rönz, den Künstlern, diesem pfiffigen Nachwuchs und allen Lehrern, die im Unterricht dieses Projekt auf die Schiene setzten. Künstler Michael Royen unterzog bei der Vernissage im Moltigebäude die Ambitionen der Künstler einer klugen Betrachtung.

Diese Ausführungen sind im Katalog zur Ausstellung ebenso zu finden wie Abbildungen der gezeigten Werke und sämtliche alte Fotos. Insofern ist das Buch auch ein toller Geschichtsschmöker.

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