Kreis-Migrationsbeirat Neuwied "Im Wissen über die Kultur klaffen Lücken"

LINZ/RHEINBREITBACH · An diesem Sonntag ist Wahltag im Kreis Neuwied. Bürger mit Migrationshintergrund, ob nun in Deutschland oder im Ausland geboren, können den Migrationsbeirat wählen.

 Sprache überbrückt Barrieren: Migranten bei einem Deutschkursus in Unkel.

Sprache überbrückt Barrieren: Migranten bei einem Deutschkursus in Unkel.

Foto: Frank Homann/Archiv

Auf dem Wahlzettel finden sich neben 15 anderen Kandidaten auch Aynur Ergin aus Rheinbreitbach und Violeta Jasiqi aus Linz. Sie hoffen beide etwas bewegen können, wenn die Wahl auf sie fällt - für sich, für ihre Kinder, für die Zukunft.

Aynur Ergin kam vor 13 Jahren aus der Türkei. "Manches läuft gut hier in Deutschland", sagt sie, aber da sei immer noch eine "Barriere zwischen den Deutschen einerseits und den Migranten andererseits". Fehlende Sprachkenntnisse seien das eine, aber gerade bei den "Kenntnissen von Kultur, Religion und Kirchen klaffen große Lücken". Die Mutter zweier Kinder, die in Rheinbreitbach Schule und Kindergarten besuchen, meint, dass Schwierigkeiten aus Missverständnissen erwachsen und dann, wenn man sich gegenseitig fremd ist. Ein Patentrezept hat sie nicht für den Fall, dass sie morgen in den Beirat gewählt wird. Aber sie glaubt, dass der Schlüssel darin liegt "miteinander ins Gespräch zu kommen".

Kulturabende veranstalten, gemeinsame Sportveranstaltungen besuchen, helfen und zusammenbringen: Mit dieser Formel könnte es gehen, glaubt Aynur Ergin. Insbesondere will sie eine Frauenperspektive in den Beirat einbringen. Das eint sie mit Violeta Jasiqi. Und noch etwas haben beide gemein: Sie kandidieren für den Verein Utamara, dessen Frauenbegegnungsstätte seit 2006 in der Verbandsgemeinde Linz Frauen mit Migrationsgeschichte Freizeit- und Kulturangebote, Beratungs- und Bildungsangebote, insbesondere im Bereich der Gewaltprävention, unterbreitet.

In Fürth geboren und vor neun Jahren der Liebe halber nach Linz gezogen, fühlt sich Jasiqi wohl am Rhein: "Ich möchte nicht wieder zurück in die große Stadt Nürnberg, in der ich davor gewohnt habe." Auch die Tochter zweier Kosovaren hat zwei Kinder. Das Engagement für andere sei ihr in die Wiege gelegt worden, sagt sie. Nur wer miteinander redet, könne Probleme aus der Welt schaffen.

Nicht nur als Dolmetscherin, sondern in allen Lebenslagen versucht die Linzerin Asylbewerbern zu helfen, die in Linz untergekommen sind. Bemerkenswert findet sie, wie schnell Kinder in der für sie fremden Sprache Deutsch zurechtkommen können. Manchmal muss sie Überzeugungsarbeit leisten, wenn Asylbewerber die Bedeutung von Schule nicht erkennen. "Toll wäre es, wenn die Behörden ihr Bestes geben, um die Kinder auf schnellstem Wege in die Schule zu bekommen." Integration laufe immer über Sprache.

0 Die Wahl zum Migrationsbeirat findet an diesem Sonntag von 8 bis 18 Uhr statt. Stimmzettel können beispielsweise in den Verwaltungen der Verbandsgemeinden Linz und Unkel abgegeben werden. Zur Wahl stehen 17 Kandidaten für 10 Beiratsplätze.

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