Klapperläufe in Linz Hölzerne Schallwerkzeuge ersetzen das Glockengeläut

LINZ · Klappern gehört in Linz zum Handwerk. Das gilt umso mehr für die Klappermädchen und -jungen. Die sind seit Freitag wieder unterwegs, um den Bürgern der Bunten Stadt am Rhein um 6, 12 und 18 Uhr mitzuteilen, was die Uhr geschlagen hat. Grundlage ist die Sage, nach der die Kirchenglocken seit der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag verstummt sind.

 Ein Erlebnis für Jung und Alt: Die Klapperläufe locken an Karfreitag und Karsamstag Teilnehmer und Zuschauer in die Gassen der Linzer Altstadt.

Ein Erlebnis für Jung und Alt: Die Klapperläufe locken an Karfreitag und Karsamstag Teilnehmer und Zuschauer in die Gassen der Linzer Altstadt.

Foto: Frank Homann

"Die Glocken fliegen nach Rom, um Milchbrei zu essen¸ damit sie, in die Heimat zurückgekehrt, zum ersten Gloria in der Osternacht Jesu Auferstehung besonders fröhlich verkünden können", heißt es.

Gut 90 Klapperjungen starteten vom Neutor aus zu den Runden durch die Stadt, mittags waren weit mehr als 140 Läufer unterwegs, berichtete Wolfgang Adams beim Zwischenstopp auf dem Burgplatz. Mit 72 Jahren zählt er nicht nur zu den betagtesten "Klapperern", sondern auch zu den dienstältesten.

"Seit mehr als 50 Jahren bin ich dabei, und auch meine beiden Söhne Alexander und Boris gehören schon längst zu den alte Klapper-Hasen", so Adams. Sogar seine Enkel, die siebenjährige Nele und der erst vierjährigen Tjasse-Elias, hatte er über die Neustraße und den Buttermarkt bis kurz vor das Rheintor geführt.

Hölzerne Schallwerkzeuge wie eben die Klappern sind ab dem 4. Jahrhundert als Signalinstrumente belegt, die zum Gottesdienst riefen, bevor irische Mönche die ersten Glocke von der grünen Insel auf den Kontinent brachten. Daneben haben die Holz-Klappern aber auch symbolische Bedeutung. Nach dem Trierer Erzbischof Amalarius von Metz (9. Jahrhundert) versinnbildlichen sie das Holz des Kreuzes.

"Jetzt geht es die Mühlengasse und die Kanzlerstraße hoch zur evangelischen Kirche und von dort vorbei am alten Pfarrhaus über den Marktplatz und die Strohgase runter zum Gestade", so Adams, während die ersten Klapperjungen bereits, ihre "Instrumente" schwingend, losgelaufen waren. Geklappert wurde in der VG Linz aber auch in Kasbach-Ohlenbberg und Ockenfels.

Auch der Junggesellenverein Erpel hat es sich seit 2011 zur Aufgabe gemacht, die alte Tradition weiterzuführen und bei den Kindern der Gemeinde wieder bekannter zu machen. So hatte der Verein im Vorjahr mit Unterstützung durch den Brauchtumsverein "Ad Erpelle" die Jüngsten des Ortes eingeladen, insgesamt neun Mal die Uhrzeit "anzusagen".

Am Karfreitag ging es um 7 Uhr los, doch die Kinder ließen sich weder von der Uhrzeit noch von der April-Kälte abschrecken. Nachdem sie voller Elan geklappert hatten, waren sie bei Peter Wolf "Om Maat" zum Frühstück eingeladen, um sich aufzuwärmen und für weitere Runden zu stärken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort