110 Jahre Kirche Sankt Michael Ein Ort, ein Gotteshaus, zwei Diözesen

KASBACH · Ganz schon rührig. Vor 110 Jahren legten die Kasbacher nicht nur den Grundstein für ihre Kirche, sondern sie gründeten 1905 auch ihre Freiwillige Feuerwehr.

 Feierlich begingen die Kasbacher Gläubigen das Kirchweihfest.

Feierlich begingen die Kasbacher Gläubigen das Kirchweihfest.

Foto: Frank Homann

Eine ganz enge Verbindung: Seit einiger Zeit organisiert die Truppe um Wehrführer Berthold Bäcker auch die Maria-Magdalenen-Kirmes, das Patronatsfest der Filialkirche Sankt Michael. Und so gab es jetzt eine perfekte Festfolge: Nach dem Hochamt zogen die Gläubigen zum Bürgerhaus, wo das neue Feuerwehrfahrzeug durch Diakon Eberhard Roevenstrunck eingesegnet wurde.

"Vor 110 Jahren wurde in Kasbach in Vertrauen auf Gott der Grundstein für die Kirche gelegt und in Vertrauen auf Gott auch die Wehr gegründet", sagte Verbandsbürgermeister Hans-Günter Fischer, bevor er Bäcker den Schlüssel für das 69 000 Euro teure Mehrzweckfahrzeug überreichte.

"Die Kirche und die Feuerwehr sind zwei wichtige Institutionen, sie sind aus dem Ort nicht wegzudenken", so Fischer. "Wenn die Feuerwehr in Kasbach nicht wäre, würde das Gemeinwesen wackeln." Längst sei ihr Aufgabenfeld über den reinen Brandschutz hinausgewachsen.

Die Anschaffung des Wagens, die das Land mit 14 000 Euro unterstützte, sei auch ein Zeichen der Wertschätzung. Fischer wünschte: "Kommt immer gesund von Euren Einsätzen zurück!" Und er unterstrich, dass auch zukünftig Kasbach und Ohlenberg ihre eigene Feuerwehr haben sollen.

"Die müssen dann aber auch ihre Sollstärke bringen." Die kleinen Kirmesgäste nutzten die Gelegenheit und kletterten neugierig in das rote Auto - vielleicht ist das Nachwuchs in Sicht.

Zuvor hatte der Diakon mit dem Aspergill den Wagen besprengt und mit den Besuchern um Gottes Schutz und Segen für die Freiwillige Feuerwehr gebetet. Auch Kasbachs Bürgermeister Frank Becker und der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Linz, Thomas Nelles, waren dabei.

Die Festmesse wurde vom ehemaligen Ohlenberger Pfarrer Horst Lamerz und dem Erpeler Subsidiar Günter Lülsdorf zelebriert, ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit der Diözese Trier und der Erzdiözese Köln, deren Grenze durch Kasbach verläuft. Auch diese Situation war Thema der Predigt. Die Chorgemeinschaft Kasbach-Ohlenberg-Unkel und das Bläsercorps Kasbach gestalteten die Messe musikalisch.

Auch Altbürgermeister Dieter Sander berichtete beim Kirmeskaffee Historisches: Die Diözesan-Grenze führte zu verzwickten Situationen. Es gab Oberkasbach, auf der linken Seite des Baches, und Niederkasbach. Die Kirche steht in Oberkasbach und gehört somit zu Trier. Wollte ein Niederkasbacher in der Oberkasbacher Kirche heiraten oder sein Kind taufen lassen, brauchte er die Zustimmung von Erpel, also von der Diözese Köln. Zur Erstkommunion musste er nach Erpel.

Die pastorale Betreuung der Niederkasbacher hat das Erzbistum Köln im Verlauf der Geschichte an Trier abgegeben, die Finanzverwaltung des ehemaligen Bereiches Niederkasbach liegt jedoch noch immer bei Köln.

"Der damalige Erzbischof Kardinal Meisner hat im Jahr 2000 diese Regelung noch einmal verbrieft", berichtete Klaus Sander, der erste Vorsitzende des Verwaltungsrates der Pfarrei Sankt Nikolaus Ohlenberg. Der ehemalige Bürgermeister ergänzte: "Die Bevölkerung hat sich aber immer als eine Einheit gesehen."

In einer kleinen Ausstellung im Bürgerhaus wurden alte Fotos ausgestellt und auch Bilder der Kirchenfenster. Damit einher ging ein Spendenaufruf: Die 30 Fenster sollen noch in diesem Jahr in einer Glasmalerei-Werkstatt restauriert werden. Spenden sind auch per Überweisung willkommen, sie können zudem im Pfarrhaus Ohlenberg abgegeben werden.

Gesucht werden auch Paten für die Restaurierung des Kreuzweges.

Kapellen und Kirche

In Kasbach gab es eine Sankt-Michael-Kapelle, die 1633 einstürzte. Erst 1661 errichteten die beiden noch selbstständigen Gemeinden Ober- und Niedercasbach einen Ersatz. Bei einem Wolkenbruch wurde die Kapelle am 24. Juni 1693 stark beschädigt und noch im selben Jahr, am 17. Juli, wiederaufgebaut. Eine eingemeißelte Inschrift in der Natursteinrahmung des Westeingangs der Kapelle bezeugt dies.

Dieser Rahmen wurde in der 1906 fertiggestellten, neugotischen Kirche als Einfassung für den äußeren Sakristeieingang verwendet. Die Kirche wurde auf einer Erhebung errichtet, um sie vor Unwettern besser zu schützen. Die alte Michaelkapelle wurde 1907 abgebrochen. Drei Jahre später errichtete an dieser Stelle der Winzer Joseph Schmitz ein Steinkreuz.

Früher wurde in Kasbach eine zweite Kirmes im September gefeiert, die sich auf den Namenspatron Sankt Michael bezog. Das jetzige Kirchweihfest orientiert sich an der Grundsteinlegung am 16. Juli, dem Gedenktag von Maria Magdalena, und der Weihe, die Mitte Juli 1906 stattfand.

Die alte Fahne des Katholischen Junggesellenvereins Kasbach bezieht sich auf beide Heilige. Sie stand während des Festhochamtes in der Kirche. Beim sakramentalen Segen kam auch die aus dem 17. Jahrhundert stammende Kasbacher Turmmonstranz mit den teils noch 100 Jahre älteren Schaumünzen zum Einsatz.

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