Bad Hönningen Bürgerinitiative will Bahnlärm an der Quelle bekämpfen

BAD HÖNNINGEN · Die Bad Hönninger Bürgerinitiative "Schutz gegen Bahnlärm und Erschütterungen" hat im Rathaus über moderne Bremsen und Gesetze zur Temporeduzierung diskutiert. Mit dabei waren auch die Bundestagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), Tabea Rösner (Grüne) und Erwin Rüddel (CDU).

Schon heute verursachen rund 500 Güterzüge beiderseits des Rheintals mit teils mehr als 100 Dezibel einen unerträglichen Bahnlärm, der erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen, für den Tourismus, die Wirtschaft und den Wert der Immobilien hat. "Und diese kaum zu ertragende Situation wird sich noch dramatisch verschlechtern, wenn ab 2017 der neue Gotthard-Basis-Tunnel in Betrieb geht und der Europäische Güterzug-Korridor von den Container-Häfen Amsterdam, Rotterdam, und Antwerpen nach Genua durch das Rheintal genutzt wird", so Franz Breitenbach, der Vorsitzende der Ende März gegründeten Bad Hönninger Bürgerinitiative "Schutz gegen Bahnlärm und Erschütterungen".

Zu einer gut besuchten Veranstaltung mit den Bundestagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), Tabea Rösner (Grüne) und Erwin Rüddel (CDU) hatte diese in das Bad Hönninger Rathaus eingeladen. Erfahren wollte die Initiative, wie sich die Politiker die Zukunft der Region vorstellen angesichts der Horrorvision von noch mehr, bis zu 1,5 Kilometer langen Zügen, die in Abständen von nur zwei Minuten 70 Prozent mehr Waren durch das schmale Rheintal transportieren sollen. Mit diesen Folgen: noch mehr Lärm und Erschütterungen, auch nachts und an allen Wochen-, Sonn- und Feiertagen.

Einig waren sich alle drei Bundespolitiker: "Es muss unbedingt etwas geschehen, um den Bahnlärm zu reduzieren!" Schnell ließe sich dies erreichen durch eine Temporeduzierung, so Bätzing. "Dafür müsste nur ein Gesetz erlassen werden." Parallel sollte der Schienenbonus abgeschafft und bei den Trassenpreisen das Bonus- durch ein Malussystem ersetzt werden. "Nur so kann der Druck erhöht werden, die lauten Gussbremsen gegen moderne Verbundstoffbremsen auszutauschen, was immerhin den Lärm um zehn Dezibel senken würde", so Bätzing. Diese Lärmbekämpfung an der Quelle würde immerhin zu einer gefühlten Halbierung des Geräuschpegels führen.

"Angesichts der Schuldenbremse und der zahlreichen Verkehrsprobleme wird es nicht einfach sein, das Thema in Berlin so vorzubringen, dass es dort als hoch relevant wahrgenommen wird", so Rüddel. Dass nun die Möglichkeit einer Alternativstrecke geprüft werde, sei zwar positiv, Erfolg sei aber frühestens in zehn Jahren zu erwarten. "Noch wird meine Forderung nach einer Temporeduzierung auch von meiner Fraktion belächelt, aber ich werde mich intensiv dafür einsetzen, dass diese umgesetzt wird", versprach der Christdemokrat.

Rösner. auch aktiv als Fluglärm-Gegnerin in Mainz, riet, den Bahnlärm nicht isoliert zu betrachten, sondern das Thema Lärm übergreifend zu behandeln. Die Grünen-Politikern forderte die Verflechtung von Bahn, Eisenbahnbundesamt und dem Bund als Eigentümer der Bahn aufzuheben. "Wir sollten aber auch mehr auf regionale Güter setzen und so unsinnigen Verkehr vermeiden", richtete sie einen Appell an die Verbraucher.

Zufrieden geben wollten sich die Zuhörer mit diesen Ausführungen nicht. "Seit Jahren wird nur geredet, aber es passiert nichts. Anders als die Niederlande, die ihren Teil des Frachtkorridors bereits eingetunnelt habe, und die Schweiz, sei die Aufgabe "Lärmschutz" von der deutschen Politik schlicht verschlafen worden. "Zwingen Sie die Bahn in ihre Schranken und schaffen Sie Gesetze, dass die Bahn handeln muss", so die Forderungen. "Wir brauchen mehr Gehör in Berlin. Wir müssen sagen können: Die Region ist in Aufruhr!", argumentierten daraufhin die Bundespolitiker.

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