Windhagener Grundschüler Die Manege wurde zum Klassenzimmer

WINDHAGEN · Ungläubiges Staunen bei den Zuschauern: Stück für Stück schoben Schüler der Erich-Kästner-Grundschule 14 lange Messer von allen Seiten in den Kasten, den einer von ihnen sich über den Kopf gestülpt hatte.

 Mutig, mutig: In luftiger Höhe unter der Zirkuszelt-Kuppel zeigen Schüler Kunststücke am Trapez.

Mutig, mutig: In luftiger Höhe unter der Zirkuszelt-Kuppel zeigen Schüler Kunststücke am Trapez.

Foto: Frank Homann

Doch, welch Zauberei, es floss kein Blut. Die jungen Artisten hatten ihre Lektion gelernt: Sie waren eine Woche lang vom Schulzirkus Lollipop zu Magiern ausgebildet worden und traten nun vor ein großes Publikum im Zweimast-Zirkuszelt.

Die Eltern, Geschwister, Omas und Opas auf den Rängen erlebten nun in der Manege nicht nur Zauberer, sondern auch weder Tod noch Teufel fürchtende Piraten um ihren Feuer spuckenden Lollipop-Kapitän. Die kleinen Freibeuter gingen, echten Fakiren gleich, über Glasscherben, ließen sich auf Nagelbrettern nieder oder hielten ihre Arme ins Feuer.

"Ich habe den Lollipop-Schulzirkus voriges Jahr in Selhof gesehen und war so begeistert, dass ich auch für unsere Schule ein solches Projekt mit den Artisten vorgeschlagen habe", berichtete Rektorin Ursula Reiner. Deshalb hatte es nun auch in Windhagen eine Woche lang Jonglage und Akrobatik, Zauberei und Clownerie statt Deutsch und Mathe, Religion und Heimatkunde gegeben.

Zunächst war das Zirkuszelt mit Hilfe der Eltern der Grundschüler gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus aufgebaut worden. In der Manege zeigten die Lollipop-Artisten zunächst ihr Können. "Dann konnten sich unsere 130 Schüler aussuchen, in welcher Gruppe sie mitmachen wollten", so Reiner. Von Montag bis Samstag drehte sich alles um den Zirkus. Und dabei hätten auch die erfahrenen Zirkusleute "durchaus nicht die Zügeln schleifen lassen".

Disziplin zeigten denn auch bei der Vorstellung die "eisenharten Männer" in ihren Ringelanzügen, die auf militärisch-knappen Befehl des Lollipop-Riegenführers hin die Zuschauer rund um die Manege zackig grüßten, bevor sie unterschiedliche Menschenpyramiden bauten. "Das Training war teils schon recht hart und einige Kinder sind dabei bis an ihre Grenzen gegangen. Wir waren überrascht, welche Talente in einigen unserer Schüler schlummern, die wir in dieser Woche von einer ganz anderen Seiten kennengelernt haben", sagte die Pädagogin.

Die Erfolgserlebnisse stärkten das Selbstbewusstsein, die Arbeit im Team auf ein gemeinsames Ziel hin fördere die soziale Kompetenz. Aber vor allem hat die Zirkusarbeit den Kindern Spaß gemacht. "Ich wollte schon immer mal jonglieren lernen, und das mit den auf Stöckchen tanzenden Tellern, die um den ganzen Körper wandern, ist einfach toll", schwärmte die neunjährige Jennifer.

"Ich bin auch so schon lustig. Da war es doch klar, dass ich mich für die Clownsnummern gemeldet habe, statt am Trapez zu schwingen oder bei den Trampolinos mitzumachen", erklärte der gleichaltrige Jan. Und reihte er sich in die lange Schlange der Artisten ein, die zum zweiten Teil der Vorstellung in das Zelt strömte.

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