Faszinierendes Biotop im vorderen Westerwald Auf Entdeckungstour in der Komper Heide

SIEBENGEBIRGE · "Es ist ein einzigartiges und faszinierendes Biotop - und das direkt vor der Haustür", beschreibt Klaus Daase aus Niederkassel seine erste Begegnung mit dem Naturschutzgebiet Komper Heide und Buchholzer Moor. Zusammen mit anderen Besuchern erkundete er am Sonntag das letzte Heidegebiet im vorderen Westerwald. Die Ortsgemeinde Buchholz hatte zum vierten Mal zum "Tag der Heide" geladen.

 Bei einer Führung konnten Besucher das Naturschutzgebiet Komper Heide/ Buchholzer Moor und seine Tier- und Pflanzenwelt kennenlernen.

Bei einer Führung konnten Besucher das Naturschutzgebiet Komper Heide/ Buchholzer Moor und seine Tier- und Pflanzenwelt kennenlernen.

Foto: Nadine Zeidler

"Durch die Führung wird man auf Pflanzen und Tiere hingewiesen, über die man sonst nichts erfahren hätte", sagt Klaus Daase. Wolf Lopata, ehemaliger Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises und Robert Klein, erster Vorsitzender des Arbeitskreises für Natur- und Umweltschutz Asbacher Land (Anual) führten die Besucher querfeldein durch das einzigartige Naturschutzgebiet, dass man sonst nur vom Wegrand aus bewundern kann.

Gezeigt wurden unter anderem Glocken- und Besenheide, Farne, Moose und Insekten. Während der geführten Wanderung hatten die Besucher auch das große Glück zwei Rotmilane, die größte heimische Greifvogelart, am Himmel beobachten zu können. "Hier ist die Welt noch in Ordnung", freut sich Renate Hübscher. Zusammen mit ihrem Mann Dieter nahm sie an der Exkursion teil.

"Das Gebiet kann ich jedem Naturliebhaber nur empfehlen. Es ist überwältigend zu sehen, wie sich die vielen unterschiedlichen Pflanzen hier wieder ansiedeln", schwärmt Renate Hübscher. Ihr Mann ergänzt: "Es ist sehr interessant zu erfahren, welche Pflanzen- und Tierarten hier leben". So erzählt Wolf Lopata, dass in dem Gebiet alleine 12 von etwa 30 in Deutschland existierenden Torfmoosarten wachsen und bisher circa 80 verschiedene Falterarten auf der Besenheide gezählt wurden. "Die Heidesamen halten sich im Boden über sehr lange Zeit, so dass wir hier nun wieder so viel Heide haben", erzählt Lopata.

"Bei dem Naturschutzgebiet handelt es sich um eine ehemalige Kulturlandschaft die in den letzten Jahrzehnten zunehmend verwaldet ist", erklärt Paul Bergweiler, Beisitzer des Anual. Zusammen mit dem Westerwaldverein Buchholz, dem Forstamt Dierdorf, der Hegering Asbach/Neustadt, dem Waldbauverein Neuwied sowie Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde Neuwied als auch Georg Perch vom Rhein-Sieg-Kreis und Projektleiter des Bundesgroßprojekts "Chance 7" wurde der Aktionstag veranstaltet. Ende 2010 hat der Rhein-Sieg-Kreis ein langfristiges und auf Freiwilligkeit beruhendes Naturschutzprojekt gestartet.

Mit dem Projekt "Chance 7" sollen ausgewählte Naturräume zwischen dem Siebengebirge im Südwesten und der mittleren Sieg im Nordosten gefördert werden. Im Mittelpunkt des Projekts stehen Biotope außerhalb der bebauten Wohn- und Gewerbeflächen.

"Für den Erhalt der Heidelandschaft ist viel Pflege und Geld notwendig. Nur so können die Flächen frei gehalten werden", erklärt Bergweiler. Mit Hilfe von "Chance 7" soll das Naturschutzgebiet Komper Heide und Buchholzer Moor daher weiterentwickelt und erhalten werden.

Neben Führungen durch das Naturschutzgebiet konnten sich Besucher auch eine Fotoausstellung ansehen, die die Entwicklung der Heidelandschaft dokumentiert sowie sich über weitere Maßnahmen im Rahmen des Projekts "Chance 7" informieren. Zudem wurden eine Natur-Erlebnis-Rallye für Kinder und heimischer Heidehonig angeboten.

"Das Gebiet, wie wir es heute vorfinden, ist ein großer Verdienst der Anual", lobt Lopata die Arbeit des Vereins. Renate Hübscher zieht nach der Exkursion ihr ganz persönliches Fazit: "Es gibt nur noch so wenige Naturgebiete in unserer Region. Dafür muss man kämpfen."

Kurz gefragt

Robert Klein führte am "Tag der Heide" Besucher durch das Naturschutzgebiet Komper Heide und Buchholzer Moor. Mit dem ersten Vorsitzenden des Arbeitskreises für Natur- und Umweltschutz Asbacher Land (Anual) sprach Nadine Zeidler.

Was hat sich in den letzten Jahren im Naturschutzgebiet Komper Heide und Buchholzer Moor verändert?
Robert Klein: Zwischen dem Beginn unsere Arbeit und heute liegen Welten. Damals waren große Flächen mit Fichten bewaldet. Seit den Rodungen sind viele - auch bedrohte - Pflanzen und Tiere wieder zurückgekehrt, zum Beispiel der Schwarzstorch, der Lungenenzian und die Glocken- und Besenheide.

Welche Maßnahmen stehen als Nächstes an?
Klein: In der nächsten Woche beginnen wir mit weiteren Rodungen. Mindestens ein Hektar Fichtenwald wird gerodet und zur Heidelandschaft umgewandelt. Wir werden dazu den Rohboden abtragen und, falls nötig, weitere Heidesamen aussähen. Diese Maßnahmen finden im Rahmen von "Chance 7" statt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Naturschutzgebietes?
Klein: Dass die Entwicklung weiterhin so positiv verläuft und wir eine dauerhafte Beweidung durch Schafe, Ziegen oder Rinder erreichen. Im Jahr fallen noch immer etwa 1000 Arbeitsstunden für unseren Verein an. Es wäre schön, wenn sich unsere Arbeitsstunden verringern würden und mehr Tiere die Arbeit übernehmen und das ganze Jahr über im Naturschutzgebiet weiden könnten.

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