Motörhead in Düsseldorf Eine Frage der Kondition

Düsseldorf · Die Legende Motörhead spielt mit einem schwächelnden Frontmann vor 7500 Fans in Düsseldorf.

 Solidaritätsgeste: Die Trikolore auf der Bühne von Motörhead in Düsseldorf.

Solidaritätsgeste: Die Trikolore auf der Bühne von Motörhead in Düsseldorf.

Foto: MORITZ KÜNSTER

Zu Konzertbeginn verzichtet Ian "Lemmy" Kilmister auf die traditionelle Motörhead-Begrüßungsformel. Stattdessen bricht mit "Bomber" ein martialisches Sound-Inferno über die rund 7500 Fans in der restlos ausverkauften Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle herein. Im Lichtgewitter über der Bühne schwebt ein Bomber mit einer im Cockpit drapierten französischen Trikolore. Ein Solidaritätsbekenntnis in einem Kriegsszenario, das einen etwas schalen Beigeschmack hat.

Viele Fans hätten es kaum für möglich gehalten, dass die lebende Legende Motörhead tatsächlich ihre "Bad Magic"-Tour zum 40-jährigen Bandjubiläum noch spielen würde. "Stay Clean" lautet zwar die Botschaft des nächsten Songs, an die sich Lemmy Kilmister, 69-jähriges Aushängeschild der Brachial-Rocker, jedoch nie wirklich gehalten hat. Die Geschichten über seinen Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum klingen nach Rock 'n' Roll-Klischee, doch sie mussten zumindest teilweise der Wahrheit entsprochen haben. 2013 bekam Lemmy die Quittung für seinen Lebensstil in Form einer schweren Herz-OP. Ihm wurde ein Defibrillator implantiert, der ihm nach längerer Rekonvaleszenz wieder auf die Beine half.

Probleme gab es jedoch weiterhin. Erst vor wenigen Wochen zwang ihn die angeblich dünne Luft von Salt Lake City, ein Konzert abzubrechen und weitere abzusagen. Das Motörhead-Konzert in Paris wurde allerdings wegen der aktuellen terroristischen Gefahrenlage abgesagt.

Das bestens eingespielte Trio, zu dem neben Lemmy noch Gitarrist Philipp "Wizzo" Campbell sowie Mikkey Dee am Schlagzeug zählen, kommt als unwiderstehliche Rock 'n' Roll-Urkraft über die Fans, wenngleich der Sound mit unerklärlich vielen Feedbacks an diesem Abend eher zu wünschen übrig lässt. Klassiker wie "Doctor Rock", in das ein fulminantes Schlagzeug-Solo integriert ist, oder auch "Ace of Spades" lassen die Fans jubeln.

Mit dem "Lost Woman Blues" drosselt Motörhead die Drehzahl nur für einen Augenblick. Die traditionelle Begrüßung "We're Motörhead, we play Rock 'n' Roll" gibt's dann vor den Zugaben, und zwar bereits nach genau einer Stunde. Für viel mehr reicht Lemmys Kondition offenbar nicht, doch die Fans sind mitfühlend, sie zeigen Verständnis. Auch für die Tatsache, dass es keine Kostproben neuer Songs des im vergangenen August veröffentlichten Albums "Bad Magic" gab. Die hat sich Motörhead offensichtlich für die nächste Tour aufgespart, vorausgesetzt, Lemmy findet Zeit zum Üben, und überleben muss er auch noch.

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