Arp Museum Rolandseck "Die Revolution der Bilder": Werke von Poussin bis Monet

ROLANDSECK · Es ist ein düsteres Naturschauspiel, ein schauriges Wetterdrama, das sich da abspielt: Da regnet es schon seit Tagen in dichten Schauern, die sich wie ein Vorhang über die Landschaft legen, der Fluss ist über die Ufer getreten, gleicht einem Meer, auf das Regen und Wind einpeitschen.

 Die vier Jahreszeiten in einem Kreis: Das originelle Bild von Simon Vouet (1644-45) kommt aus Dublin.

Die vier Jahreszeiten in einem Kreis: Das originelle Bild von Simon Vouet (1644-45) kommt aus Dublin.

Foto: Museum

Dürre Bäume trotzen der Naturgewalt, das nächste Ufer ist weit, man sieht ein paar rettende Hügel über denen die Sonne durch dichte Wolken blinzelt. Um das Revolutionäre an Claude Monets Hochwasserbild aus dem Jahr 1881 zu erkennen, muss man vielleicht rund hundert Jahre zurückgehen - zu Jacques-Louis Davids riesigem Mythologiepanorama und Heldendrama "Die Bestattung des Patroklos" (1778/79), ein im Geiste der Aufklärung formulierter Appell zu moralischer Größe und patriotischen Tugenden.

Landschaft, Licht und Wetter dienen hier dazu, die Szene aus der Ilias, in der der griechische Held Achill seinen ermordeten Freund Patroklos im Arm hält, während sich Mörder Hektor in Todeskrämpfen windet, zu verstärken. Achill hatte ihn mit den Füßen an einen Streitwagen gefesselt tagelang um Trojas Mauern geschleift.

Vielleicht geht man noch einmal rund hundert Jahre in der Geschichte der französischen Malerei zurück: Zu Claude Lorrains 1660 gemaltem Bild "Juno übergibt Io in die Obhut von Argus". Wieder ein Thema aus der Mythologie, diesmal aber sehr undramatisch erzählt, vielmehr eingebettet in eine arkadische, liebliche Ideallandschaft, die irgendwo in Italien liegt.

Die Welt des 17. Jahrhunderts stellte sich vor, dass sich dort Natur und menschliche Kultur in perfekter Harmonie versöhnen würden. Der Grund, weswegen damals Maler aus ganz Europa nach Rom pilgerten, um dort Antike, Barock und die Landschaft zu erleben. Von der Ideallandschaft des 17. Jahrhunderts zur politisch und emotional aufgeladenen des 18. Jahrhunderts ist ein spannender Weg.

Der geht weiter zur Darstellung des Impressionismus, in der die Freiheit der Gestaltung und Motivwahl ebenso spürbar ist wie die malerische Freiheit zum Atmosphärischen, zur bloßen Andeutung und Abstraktion. Den Weg zeichnet nun eine außergewöhnliche Ausstellung der Kunstkammer Rau im Arp Museum Bahnhof Rolandseck wunderbar nach.

Unter dem Titel "Revolution der Bilder. Von Poussin bis Monet" ziehen rund 250 Jahre französische Malerei am Auge des Betrachters vorbei. Eine pointierte, Auswahl von 51 Gemälden macht diesen Parcours durch die Jahrhunderte möglich, der natürlich nur grobe Linien der Entwicklung von der Gründung der Akademie im Jahr 1648 bis zum Impressionismus und Aufbruch in die Moderne andeuten kann.

Die Französische Revolution ist nach der Strenge der Akademiekunst und den duftigen, bukolischen und galanten Kompositionen des Rokoko im "französischen Jahrhundert", dem 18., eine wichtige Zäsur. Danach beginnt der Siegeszug des Realismus

Das Arp Museum greift erstmals nur sehr begrenzt auf die eigenen Bestände von Gustav Raus Unicef-Sammlung zurück und überlässt der National Gallery of Ireland aus Dublin und deren weltweit bewunderten Sammlung französischer Kunst großen Raum. Erstmals dürfen die Bilder Irland verlassen.

Da deren Domizil gerade renoviert wird, taten sich die Iren mit dem Arp Museum und dem Hamburger Bucerius Kunst Forum für die Schau zusammen. "Revolution der Bilder" ist ein eindrucksvolles Panorama mit großen Namen. Nicholas Poussin und Simon Vouet stehen für die glorreiche Frühzeit der französischen Malerei.

Mit François Boucher, Jean Baptiste Pater und Jean-Honoré Fragonard sind die herrlichsten Rokoko-Meister dabei. Man darf sich auf Chardin freuen und mit Courbet, Millet und Corot auf die Hauptvertreter des Realismus. Mit Monet, Cézanne und Caillebotte werden die Stars der Rau-Sammlung aufgeboten.

Den Schlussakkord dieser glänzenden Schau aber setzen drei Bilder aus Irland: Der Blick des jungen van Gogh über die Dächer von Paris (1886) und zwei Werke des hierzulande kaum bekannten Iren Roderic O'Connor, der zum Kreis von Gauguin im bretonischen Pont-Aven gehörte. In seinem farbsatten Bild eines Bauernhofes und dem intensiven Porträt einer Bretonin glüht noch einmal die "Revolution der Bilder" auf.

Info

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen; bis 6. September. Di-So 11-18 Uhr. Eröffnung: morgen, Sonntag, 11 Uhr. Katalog: 29 Euro. Umfangreiches Begleitprogramm unter www.arpmuseum.org

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