Rolandsecker Hotel Rheingold-Bellevue Aufgewacht aus dem Dornröschenschlaf

REMAGEN · Seit vielen Jahren schon ist der Glanz des Hotels Rheingold-Bellevue gleich gegenüber dem Bahnhof Rolandseck verblasst. Die Wasmuth-Gesellschaft will das Rolandsecker Hotel Rheingold-Bellevue kulturell wiederbeleben

 Die Postkarte zeigt eine historische Ansicht des Hotels Rheingold-Bellevue vom Rhein aus gesehen. Repro: GA

Die Postkarte zeigt eine historische Ansicht des Hotels Rheingold-Bellevue vom Rhein aus gesehen. Repro: GA

Von der Fassade bröckelt der Putz, die Festerrahmen wirken morsch. Und hinter den Scheiben sieht es nicht besser aus. Der Ballsaal, die Flure und Zimmer lassen die große Zeit des Hotels nur noch erahnen. Kaum vorstellbar, dass hier einmal 28 Angestellte sich um das Wohl der Gäste kümmerten.

Der jahrzehntelange Dornröschenschlaf soll nun ein Ende finden. Die mit dem Ort und der Geschichte des Bahnhofs Rolandseck eng verbundene Wasmuth-Gesellschaft ist im Begriff, das alte Gemäuer mit neuem Leben zu füllen.

Ziel ist die kulturelle Wiederbelebung des Hauses, wie der künstlerischer Leiter der Wasmuth-Gesellschaft Torsten Schreiber bei einem Rundgang durch das Haus erläutert. Die Vision: Hier soll eine Herberge vor allem für junge Musiker entstehen, wo sie an Meisterkursen teilnehmen und sich austauschen können.

Das erste Projekt ist die an diesem Wochenende startende West Eastern Beethoven Summer School. Mit Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner wurde dafür gleich eine prominente Schirmherrin gewonnen. "Meisterkurse mit jungen Talenten aus Europa und dem Mittleren Osten stehen im Mittelpunkt der Summer School", erläutert Schreiber.

Am morgigen Sonntag findet um 17 Uhr das Auftaktkonzert statt, an dem unter anderem die ägyptische Pianistin Myriam Farid mitwirkt, die bereits ihr Quartier in einer sanierten Wohnung im Hotel bezogen hat. Im Juni und Juli sind weitere Konzerte sowie der zweite Teil der Summer School geplant. Dann werden Musikschüler des Barenboim-Said-Conservatory aus Ramallah an den Rhein kommen.

Gewidmet ist die Summer School dem Namensgeber der Gesellschaft, Johannes Wasmuth, der in den 60er Jahren den Bahnhof Rolandseck vor dem Abriss bewahrte und vielen Musikern von Martha Argerich über Svjatoslav Richter bis Elisabeth Leonskaja Obdach bot und während der sommerlichen Kammermusiktage auch immer junge Musiker aus dem Nahen Osten zu Meisterkursen nach Rolandseck einlud.

Dass am Ufer des Rhein keine Konkurrenz zum Festival des Arp Museums entstehen soll, unterstreichen deren künstlerische Leiter Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari mit einem Benefizkonzert zugunsten der Wasmuth-Gesellschaft am Mittwoch, 28. Mai, 19 Uhr, im Hotel. Bei dieser Gelegenheit werden der Geiger und der Pianist zu Ehrenmitgliedern der Wasmuth-Gesellschaft ernannt.

Die Eigentümer des Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Hotel hätten die Immobilie längst verkaufen können. Angebote gab's genug. Doch die Familie Decker, in deren Besitz sich das Hotel seit Anfang des 20. Jahrhunderts befindet, ging nie darauf ein - selbst, als sich das Haus wirtschaftlich nicht mehr trug. "Man muss den Deckers dankbar sein, dass sie das Hotel nie verkauft haben", sagt Schreiber. Besitzer ist heute Philipp Decker, über den sein Vater Klaus Decker vor einiger Zeit in einem Interview sagte: "Vielleicht ist ihm ja vergönnt, was uns nicht gelungen ist: Das Haus einer guten Bestimmung zuzuführen." Das wollen die neuen Mieter hinbekommen.

28. Mai 2014, 19 Uhr, Hotel Rheingold-Bellevue Rolandseck: Guy Braunstein (Violine) und Ohad Ben-Ari (Klavier), Werke von Beethoven. Karten: info@wasmuthgesellschaft.de. Infos im Netz: www.wasmuthgesellschaft.de.

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