A.L. Kennedys Roman "Gleißendes Glück" Zu Besuch am Set in Köln

öln · Eigentlich hatten beide schon abgesagt. Martina Gedeck "schweren Herzens, denn die Geschichte hat mich wahnsinnig beschäftigt". Freilich sah sie darin auch heikle Szenen, die sie nicht hätte spielen wollen. Regisseur Sven Taddicken ("Emmas Glück") konnte sie umstimmen, "indem ich meine Pläne ehrlich auf den Tisch gelegt habe". Und so verkörpert sie nun Helen Brindel, "eine zugeknöpfte Figur, einen minimalistischen Resonanzkörper, der sich plötzlich öffnet - verteufelt schwer zu spielen".

 Der Schauspieler Ulrich Tukur, Autorin A.L. Kennedy, Regisseur Sven Raddicken und Schauspielerin Martina Gedeck (von links), aufgenommen am Set des Films "Gleißendes Glück" in Köln.

Der Schauspieler Ulrich Tukur, Autorin A.L. Kennedy, Regisseur Sven Raddicken und Schauspielerin Martina Gedeck (von links), aufgenommen am Set des Films "Gleißendes Glück" in Köln.

Foto: Schmülgen

Sie tut dies an der Seite von Ulrich Tukur. Der erinnerte sich gestern beim Set-Termin inmitten des stilechten 50er Jahre-Hotels Europäischer Hof: "Ich habe angesichts der Textmenge einen wahnsinnigen Schreck bekommen und ebenfalls abgesagt." Bis er sich entschloss: "Dann setzt du dich eben anderthalb Monate hin und lernst das halt." Offenbar hat A.L. Kennedys Roman "Gleißendes Glück" einen unwiderstehlichen Sog. Die schottische Autorin findet es "lovely", dass sie ihren Beitrag schon vor 20 Jahren mit dem Buch geleistet habe und nun nichts tun müsse.

"Das Drehbuch ist korrekt", meint sie im von Angela Spizig moderierten Gespräch. Eigentlich, so scherzt sie, dürfe sie Tukur nicht die Hand geben, "seine Figur ist ein so seltsamer Charakter". Diesen Professor Eduard E. Gluck, scheinbar Heilsbringer der gottverlassenen Helen, sieht Tukur als "Koryphäe der neuen Kybernetik, die weiß, wie man Leben optimieren kann. Aber im Zusammenspiel zweier verlorener Charaktere wird er selbst zum Therapierten". Kennedy hat "manchmal fast ein schlechtes Gewissen" wegen dem, was sie Theater- oder Filmfiguren zumute: von Verbrennungen bis zu seelischen Abgründen.

"Gerade solchen riskanten Stoffe eröffnen Neuland", meint indes Gedeck. Sie kann sich vorstellen, dass das Resultat im nächsten Jahr "spannend anzuschauen ist - oder dass das Publikum fragt: Was soll das alles?" Petra Müller, Chefin der Film- und Medienstiftung NRW, ist jedenfalls froh, "trotz aller Wirren" dabei geblieben zu sein, "denn das Buch hat bei der Jury sofort verfangen".

Das Hotel, so Tukur, sei nicht typisch für den Look des Films, "aber besser als mein letztes in Köln". Da stand nämlich nachts plötzlich ein Mann mit wirren Haaren im Zimmer, suchte aber rasch das Weite.

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