Oper am Dom in Köln "Wir alle sind Parsifal"

Köln · "Mit einem Lächeln" sollen die Zuschauer die Oper am Dom den "Parsifal" verlassen - so der Wunsch von Regisseur Carlus Padrissa und seinem Team "La Fura dels Baus", als man jetzt das Regie-Konzept vorstellte. Richard Wagners "Bühnenweihfestspiel" hat am Karfreitag Premiere.

 Ein Trio für den "Parsifal" (von links): Chu Uroz (Kostüme), Carlus Padrissa (Regie) und Roland Olberter (Bühne).

Ein Trio für den "Parsifal" (von links): Chu Uroz (Kostüme), Carlus Padrissa (Regie) und Roland Olberter (Bühne).

Foto: Thomas Brill

"La Fura dels Baus" (auf deutsch "Das Frettchen des Abgrundes") kennen die Kölner seit der großartigen Uraufführung von Karlheinz Stockhausens "Sonntag aus Licht" vor zwei Jahren. "Diese Inszenierung hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir als ,Oper des Jahres' ausgezeichnet worden sind", sagt Intendantin Birgit Meyer.

Eigentlich sollte Uwe-Eric Laufenberg Regie führen, eine Planung, die nach dessen Ausscheiden hinfällig war. Das "Fura"-Team hatte Zeit, und nach Inszenierungen des "Rings" und von "Tannhäuser" beschäftigte man sich gerade mit dem Stoff: Denn unter dem Titel "Ein Parzival" wird am 11. April im österreichischen Linz eine Performance nach Motiven der Oper aufgeführt, zur Wiedereröffnung des dortigen Theaters. Aber der Parsifal begleitet Padrissa schon länger: "In dem Dorf, aus dem ich komme, gab es eine Kneipe, in der alle sich trafen - und sie hieß ,der heilige Gral'", erinnert er sich. "Und Francisco Viñas stammt von dort, der erste Tenor, der den Parsifal außerhalb von Bayreuth singen durfte."

Die Bühne wird geprägt von einem überdimensionalen Gerüst, das ein Viertel einer Kugel darstellt. Darauf sitzen 100 Statisten, die aber bei jeder Vorstellung wechseln. Die Idee dahinter: "Wir alle sind Parsifal", so Padrissa. "Wir sind alle vernetzt durch das Internet, und durch Facebook nehmen wir Anteil am Leben anderer Menschen."

Als Beispiel nennt er die Botschaft "R.I.P.", "rest in peace - Ruhe in Frieden", mit der Tote in den sozialen Netzwerken gewürdigt werden. Ein anderer wichtiger Aspekt der Inszenierung ist die Beziehung zwischen Richard Wagner und Friedrich Nietzsche. Sie waren zunächst Freunde, überwarfen sich aber später.

Der 30 Jahre jüngere Nietzsche hatte in Wagner eine Art Vaterfigur gesehen. "Sie waren überzeugt, ihre Zeit befinde sich in einer Krise und wollten gemeinsam neue Werte schaffen - mit Bayreuth als Erneuerungsort", so Dramaturg Georg Kehren. "Doch später war Wagner in den Augen Nietzsches zum Gralshüter geworden."

Neben diesem philosophischen Überbau wird dieser "Parsifal" auch ein überaus sinnliches Erlebnis. Die musikalische Leitung hat Markus Stenz, es singen unter anderem Marco Jentzsch (Parsifal), Silvia Hablowetz (Kundry) und Boaz Daniel (der sowohl Amfortas als auch Klingsor spielt). Die Kostüme - größtenteils in Weiß - werden laut Kostümbildner Chu Uroz zugleich die Lichter reflektieren und Projektionsfläche für Videos sein. Und diese Oper wird auch ein olfaktorisches Erlebnis: Bass Matti Salminen musste für seine Rolle lernen, Brot zu backen, und wird als Gurnemanz auf der Bühne Teig herstellen.

Karten für "Parsifal" gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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