Festival Rolandseck Von Türmen und Menschen

REMAGEN · Das Festival Rolandseck hat mit zwei begeistert aufgenommenen Konzerten eröffnet.

Zu ungewohnter Zeit - am frühen Nachmittag - wurde das 9. Rolandseck-Festival neuer Zeitrechnung in der Lobby des neuen Arp-Museums mit einem Lied-Recital eröffnet, das dem Thema der gegenwärtig laufenden Ausstellung, "Macht, Wahn, Vision. Rapunzel und Co. - Von Türmen und Menschen in der Kunst" Rechnung trug und mit einer Erweiterung des Festival-Programms durch entsprechende Vorkonzerte oder Diskussionsrunden im Kontext der jeweils aktuellen Ausstellung bekannt machte.

Die junge Sopranistin Rinnat Moriah hatte mit Ohad Ben-Ari am Flügel eine Reihe weniger bekannter, stilistisch höchst unterschiedlicher Beiträge musikalischer Turm-Metaphorik ausgesucht, von Schubert über Liszt, Saint-Saëns, Dvorák, Fauré, Duparc bis hin zu Ullmann und Kagel, aus dessen sprachverwirrtem "Turm zu Babel"-Zyklus die Varianten in Hebräisch, Türkisch und in Swahili zwischengeschaltet waren. Die Ausdrucksmöglichkeiten des leicht ansprechenden, warm timbriert leuchtenden Soprans von Rinnat Moriah sind ganz und gar außergewöhnlich.

Anschließend gab's das erste der fünf Abonnementskonzerte mit den "üblichen Verdächtigen": neben Ohad Ben-Ari (Klavier) und Guy Braunstein (Violine), dem künstlerischen Leitungsteam des Festivals, Gili Schwarzman (Flöte), Chen Halevi (Klarinette), Chezy Nir (Horn) und Zvi Plesser (Violoncello). Hinzu gesellen sich in diesem Jahr Rosanne Philippens (Violine), Béatrice Muthelet und Yulia Deyneka (Viola) und Sunwook Kim (Klavier).

Verlässlich Bewährtes bildete mit Brahms' Tragischer Ouvertüre op. 81 in einer recht tastenlastigen Bearbeitung für Klavier-Trio von Ben-Ari und mit Schuberts a-Moll-Streichquartett (Deutsch 804) mit dem Beinamen "Rosamunde" den Rahmen, beide Werke in hoch seriöser aber ein wenig unspektakulär wirkender Lesart.

Bei weitem aufregender, vitaler gerieten dagegen Siegfried Karg-Elerts Quartett für Flöte, Klarinette, Horn und Klavier, "Jugend" op. 139a, mit ihren versteckten Reminiszenzen an Brahms und Richard Strauss sowie Janáceks sportiv realisiertes Concertino für Klavier, Streichquartett, Klarinette und Horn. Aber auch Regers Serenade für Flöte, Violine und Viola op. 141a, in welcher Gili Schwarzman mit reizvollen Endlos-Girlanden brillieren konnte, wurde mit großer Verve interpretiert und vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen.

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