Brühler Schlosskonzerte Träumereien und ein Geheimtipp

BRÜHL · Die Brühler Schlosskonzerte glänzen mit einem poetischen Klavierabend und österreichischer Barockmusik.

Poetisch ging es beim Klavierabend von Katharina Sellheim zu, die am vergangenen Wochenende in Schloss Augustusburg debütierte. Für die nicht ganz einfache Akustik des Treppenhauses hatte Sellheim sich ein gutes Programm ausgesucht: Werke von Clara und Robert Schumann, Brahms und Beethoven. Bereits bei Schumanns "Kinderszenen" konnte sie ihr interpretatorisches Geschick unter Beweis stellen, denn schließlich erfordern die kurzen Charakterstücke den ständigen Wechsel zwischen denselben.

Wie überlegt und mit welcher inneren Ruhe sie spielt, merkte man bereits bei der Agogik in "Von fremden Ländern und Menschen" und auch die "Träumerei" war unglaublich frei und im wahrsten Sinne des Wortes verträumt gestaltet.

Mit "Haschemann", "Ritter vom Steckenpferd" oder auch "Fürchten machen" schlug Sellheim auch andere Töne an. Clara Schumanns (oder vielmehr Clara Wiecks) Romanzen op. 11 entstanden ungefähr zur gleichen Zeit wie Schumanns Kinderszenen, also in einer der Trennungsphasen des verliebten Paares. Ihr Opus 11 hat Clara auch Robert gewidmet, was man an dem sehr innigen Tonfall vielleicht auch ein wenig hören kann.

Hier bewies Katharina Sellheim etwas, was man als "Mut zu Spannungs-Pause" bezeichnen möchte: sie spürte dem Klang nach und ließ ihm auch seinen Raum, ließ ihn ausklingen. Virtuos zeigte sich die Pianistin mit Brahms? Rhapsodie h-Moll sowie in Beethovens "Sturm-Sonate". Mit den "Fantasiestücken" op. 12 von Robert Schumann und verdienten stehenden Ovationen endete der absolut überzeugende Klavierabend.

Einen Ausflug nach Österreich machte das Publikum dieses Mal beim Sonderkonzert des WDR 3 "Alte Musik in NRW". Zu Gast in der Christuskirche war das noch relativ junge Ensemble Les Passions de l'Ame aus Bern unter der Leitung von Violinistin Meret Lüthi.

Ensemble und Veranstalter hatten nicht zu viel versprochen: Auch in Brühl unterstrichen Les Passions de l'Ame ihren Status als als Geheimtipp. Ungewöhnlich stark ist die Besetzung des Generalbasses in diesem Ensemble, der sich an diesem Abend aus Violoncello (Rebecca Rosen), Violone (Love Persson), Laute bzw. Chitarra (Julian Behr), Psalterion (Margit Übellacker) und Cembalo bzw. Orgel (Ieava Saliete) zusammensetzte. Eine Klangmischung, wie sie nur selten zu erleben ist und die somit einen besonderen Reiz hat.

Dem gegenüber stehen die Geigerinnen Meret Lüthi und Sabine Stoffer, die in Können und Klang wunderbar harmonierten. Bereits in der Partita Nr. 5 von Biber machte das Ensemble seinem Namen alle Ehre. Mit Bibers Partita Nr. 6 gelang nach der Pause aus geigerischer Sicht mit Sicherheit einer der Höhepunkte. Nach Muffats Sonate D-Dur endete der Abend majestätisch und schwungvoll mit Bibers Partita Nr. 3. Und da das Spielen (und Hören) der abschließenden Ciacona so viel Freude machte, wurde diese als kleine Zugabe und leicht variiert noch einmal wiederholt.

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