Kölner Philharmonie Tosender Applaus für Hermann van Veens "Wunschkonzert"

Köln · "Wenn ich mir was wünschen dürfte - käm' ich in Verlegenheit." Was Friedrich Hollaender 1931 schrieb, ist für 2000 Menschen in der Kölner Philharmonie keine Frage errötenden Nachdenkens. Denn das Konzert von Hermann van Veen, mit dem er 40 Jahre auf deutschen Bühnen feiert, trägt den Titel "Wunschkonzert".

 Herman van Veen: Seit mehr als 40 Jahren auf den Bühnen.

Herman van Veen: Seit mehr als 40 Jahren auf den Bühnen.

Foto: Thomas Brill

Erlaubt ist, was gefällt. Und besser noch: Es ist erwünscht. Immer wieder nimmt der 69-Jährige Bezug auf die Bitten seiner Fans. Von denen die meisten noch einmal das Liedchen vom "Kleinen Fratz (auf dem Kinderrad)" hören wollen, aber auch viele den Willkommensgruß an "Anne", die erstgeborene Tochter, oder das entwaffnende Geständnis - nach all den Jahren - "Ich lieb' dich noch."

Auch er liebt uns noch - wenn er für uns singt, erzählt und seine Clownerien treibt. Van Veen der nimmermüde Barde, Geschichtenerzähler und Poet, ein Teufelsgeiger, Stepptänzer und am Piano mit Eric van der Wurff seit nunmehr 52 Jahren ein schöpferisches Paar, das sich blind versteht. "Suche junge, rothaarige Pianistin", hat van Veen vor über einem halben Jahrhundert annonciert. Wie gut, dass sich die Schöne nie gemeldet hat.

Noch immer wundert sich der ewig kindliche Niederländer darüber "Warum bin ich so fröhlich?", noch immer kann er leichten Herzens bekennen "Ich hab' ein zärtliches Gefühl", sich an die Hände seiner Mutter erinnern, daran, dass der Winter ein eigenes Lied braucht, oder an jene Selma Eisinger-Meerbaum, die so schöne Gedichte schrieb und mit 18 im Konzentrationslager starb.

Der Mann mit dem weißen Haarkranz, dem roten Hemd und der schwarzen Hose, begleitet von der wunderbaren, ihm seit Jahren treu ergebenen Band, weiß, dass schon morgen alles vorbei sein kann, er kennt den Sog, den die Chansons von Jacques Brel auslösen und möchte noch immer, für einen Kuss von ihr, alles riskieren. Auch Joepie und Gudrun und Susanne schauen vorbei. Der Saal steht, der Saal applaudiert.

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