Sophie Hunger in Köln Supermond und Sphärenklänge

KÖLN · Anke hat Zeit für Sophie. So viel Zeit, um mit ihr ins Gespräch zu kommen, hatte Anke Engelke nicht erwartet. Wer mit Sophie Hunger spricht, muss sich auf ihr Tempo einlassen, wird dafür aber mit überraschend offenen Aussagen belohnt.

 Eindringlicher Vortrag: Sophie Hunger im Gloria-Konzert.

Eindringlicher Vortrag: Sophie Hunger im Gloria-Konzert.

Foto: Thomas Brill

Eine Offenheit, die in Unschuld gepackt, sich schon mal süffisant über den anderen lustig machen kann. Das musste auch die Kölner Entertainerin erfahren, als Sophie in ihrer Fernsehshow lächelnd bemerkte, dass Anke gar nicht so schlagfertig sei wie gedacht.

Auf der Bühne kann die Schweizer Diplomatentochter, die in Bonn zur Schule gegangen ist, ganz anders sein. Sie ist liebreizend, angenehm redselig, ohne anbiedernd zu sein - besonders in Köln, wo sie von Beginn ihrer Karriere an viel Liebe erfahren hat. Als das Mikro streikt, regt sich ein Proteststurm beim Publikum. Hunger bewahrt freundliche Contenance. "Jetzt würde ich mein Geld zurückverlangen! Wie viel habt ihr bezahlt?" Dann spielt sie die beiden Stücke, die durch das defekte Mikro zerhackt wurden, einfach noch einmal. Riesenapplaus!

Sophie Hunger war für eine dringend notwendige Auszeit nach Kalifornien gegangen. Ein neuer Ort brachte die Idee für "Supermoon", ihr aktuelles Album, das sie im Gloria mit ihrem neuen Gitarristen, dem Belgier Geoffrey Burton, präsentierte. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dem typisch eindringlichen Vortrag noch mehr sphärischen Raum zu geben. Was er und der formidable Rest der Band bei Stücken wie "Father" und dem neu arrangierten "Das Neue" vollbringen, ist vielleicht mit einer Fahrt in der bizarren Welt einer Dunkelachterbahn mit berückenden Soundmalereien zu vergleichen.

Die neue Sophie Hunger ist atmosphärisch dichter geworden. Sie hat einen Soundkörper gefunden, der ihre klare Stimme noch einmal mehr erstrahlen lässt. Dann wieder sind es die intimen Momente, in denen sie alleine am Piano oder an der Akustik-Gitarre, eins mit sich und dem Publikum wird.

Was beim ersten Hören des neuen Albums zunächst fremd wirkt -- zum Beispiel der Einsatz von Elektronik -, offenbart sich live als stimmige Erweiterung des musikalischen Oeuvres der Schweizerin. Sophie Hunger spielt an diesem Abend fast das gesamte Album und lässt vergessen, wie viele wunderbare Stücke auf den Vorgängern waren. Altes wird neu eingekleidet. Das Konzert beendet die 32-Jährige mit einer Piano-Ballade. "Trainpeople" ergreift und wird abrupt beendet.

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