Düsseldorfer ISS-Dome Pharrell Williams streut seine Botschaften

Düsseldorf · Man muss lange warten, um den smarten R&B-Superstar im Düsseldorfer ISS-Dome endlich live erleben zu können. Um kurz nach Zehn ist es soweit. Fünf Tänzerinnen bringen sich mit einer Art Tempeltanz auf den Treppen der Bühne in Stellung, um den Auftritt von Pharrell Williams optisch gebührend ins rechte Licht zu rücken.

 Er versteht die Frauen: Pharrell Williams bei seinem Auftritt in Düsseldorf.

Er versteht die Frauen: Pharrell Williams bei seinem Auftritt in Düsseldorf.

Foto: Thomas Brill

Die aufgestaute Erwartung entlädt sich in Beifallsstürmen. Die Choreographie des Beginns ist nicht besonders originell. Was die weitere Show von anderen Veranstaltungen dieser Art unterscheidet, ist die besondere Rolle, die Williams seinen Tänzerinnen zuweist. Sie sind weniger Staffage als ein Zentrum des Abends. In einem eigenen Showteil dürfen sie sich vorstellen.

Sie bewegen sich geschmeidig und aufreizend lasziv. Das zweite Soloalbum von Williams "Girl" feiert die Kraft der Frauen, ihren Sex und ihre Liebe. "Love, Peace, Happiness and Feminism", darum gehe es ihm, sagt er am Ende des Abends. Hippie-Ideale plus Feminismus. Der feingliedrige Williams ist ein moderner Hippie, in der Hip-Hop-Kultur aufgewachsen, Funk und Rockmusik porentief aufsaugend.

Wir wissen, er liebt die Frauen. Aber er will kein Frauenversteher sein. Sie sollen anders sein. Er widmet diesen "different girls" die zweite Single-Auskopplung des neuen Albums "Marilyn Monroe". Es ist das erste starke Stück des Abends, dagegen wirken die drei Nummern zuvor wie Konfektionsware. "Hot in Herre" - ein Nelly-Cover - trägt den Schwung weiter. Das R&B-Fieber breitet sich epidemisch aus. Ein Jay-Z-Cover bringt den nötigen Wums. Gerade der richtige Moment, um die Girls im Saal aufzufordern, "dirty" zu sein. Einige nehmen das ziemlich wörtlich. Andere verpassen die Botschaft, weil sie zu sehr mit ihren Handys beschäftigt sind.

Alle großen Stars wollen sich des genialen Beatbastlers Pharrell Williams bedienen. Madonna, Britney Spears, Gwen Stefani, Snoop-Dog, Nelly, Jay-Z - eine Auswahl, keine endgültige Liste. Sie alle kommen, um sich neue Ideen bei ihm zu holen. Seine Kreativität, sein Einfühlungsvermögen macht sie erfolgreich. Der Sohn eines afroamerikansichen Handwerkers und einer philippinischen Lehrerin ist der Rick Rubin der Beats, ohne Hippie-Rauschebart, smart, zart, mit großer Intuition.

In Düsseldorf steht der 41-jährige Genius nicht hinter den Reglern sondern solo auf der Bühne und bietet eine Werkschau seines Schaffens. Hinter der Band N.E.R.D., deren Mitglied er war, steckte sein Kopf, Snoop Dog hat ihm große Hits zu verdanken. Wie gut sie konstruiert sind, kann man an diesem Abend physisch erleben. "Beautiful" und "Drop It Like It's Hot" sind neben den Hits am Ende der Show die meistumjubelten Stücke des Abends.

Die Zeit vergeht rasend. Nach etwas über einer Stunde soll das Glück mit dem Daft-Punk-Cover "Get Lucky" bereits ein Ende haben. So klingt Disco-Musik im dritten Jahrtausend. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung. Eine Euphorie, die sich am Ende steigert, wenn der Nummer-Eins-Hit "Happy" unter einem Konfettiregen abgefeuert wird. "Lasst euch nicht von Computern kaputt machen - seid glücklich" - ist die Botschaft. Einige zücken ihre Handys, vergessen zu tanzen. Sie verpassen das Beste und verstehen nichts.

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