Siebengebirgsmuseum Napoleon und seine Epoche - Ausstellung zum "Kampf um den Rhein"

KÖNIGSWINTER · Napoleon und seine Epoche sind ein Publikumsmagnet - auch 200 Jahre nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813. Groß war der Andrang bei der Ausstellungseröffnung im Siebengebirgsmuseum unter dem Titel "Kampf um den Rhein - Das Ende Napoleons und der Landsturm vom Siebengebirge" durch Bürgermeister Peter Wirtz und Winfried Schittges, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, die das Projekt finanziell unterstützte.

Napoleon und seine Marschälle in Porzellan: Die Figuren entstanden in Thüringen um 1850.

Napoleon und seine Marschälle in Porzellan: Die Figuren entstanden in Thüringen um 1850.

Foto: Frank Homann

Der Landtagsabgeordnete sparte nicht mit Lob: "Das Siebengebirgsmuseum ist als Regionalmuseum von besonderer Bedeutung." Und von der Schau in Königswinter war er geradezu begeistert.

Die Präsentation des Themas ist Museumsleiter Elmar Scheuren und seinen Mitarbeitern gelungen. Neben dem großen Überblick gibt es die vielen kleinen Dinge, die dem Betrachter Lust machen, sich mit dieser Zeitepoche zu befassen, die den Vorfahren im Siebengebirge einiges abverlangte.

Nach dem Sieg der verbündeten Truppen Russlands, Preußens, Schwedens und Österreichs über Napoleon im Oktober 1813 bei Leipzig herrschten überall unsichere Verhältnisse. Die Menschen litten unter Plünderungen marodierender Soldaten. Und dagegen gründeten sich Bürgerwehren wie etwa im Siebengebirge der "Freiwillige Landsturm". Kurios: Das Dokument mit dem Aufruf an die Bürger, sich dieser Truppe anzuschließen gelangte über mehrere Stationen am Ende des Zweiten Weltkriegs als Beute nach Russland. Mittlerweile ist das Papier wieder in Berlin archiviert.

Natürlich hatte die Landwehr auch ein Banner. Die Frauen waren aufgefordert, eine Fahne zu sticken. Die jüngsten Töchter der einflussreichen Familie de Claer machten sich an die Arbeit. Auch dieses Exemplar aus Seide wird gezeigt. Die Fahne "überlebte" - zunächst in der Stadtverwaltung, ab 1873 beim Kriegerverein von Königswinter, der sie 1930 dem Heimatverein Siebengebirge übergab.

Die Meerschaumpfeife eines Landsturmmanns ist ebenso zu sehen wie das Siegel und der Stempel der Landwehr vom Siebengebirge, Degen und Gewehre der Zeit, Modellkanonen, Eiserne Kreuze, ein Fassboden mit dem Napoleon-Relief zwischen Weinranken, Napoleon und seine Marschälle in Porzellan oder das Diorama "Kosaken in Vilich", das mit Zinnfiguren die Situation auf dem Hof des Bürgermeisters darstellt und auf dessen Bericht beruht.

Und es lohnt sich, die ausgestellten Dokumente zu begutachten. Das Journal eines Zeitzeugen aus Oberkassel informiert zum Beispiel über Truppendurchzüge, Einquartierungen und Requisitionen fast täglich in den Monaten November und Dezember 1813. Da heißt es etwa am 10. November: "200 M(ann) unregulierte russ. Kosacken hier durch paßiert, welchen man hier am Thore einige Bouteillen Wein und eine Kruge Brandewein reichte."

Dem berühmten Lehrer Aloys Odenthal, der seine Schüler regelmäßiger körperlicher und militärischer Ertüchtigung unterzog, ist ein Teil der Ausstellung gewidmet. Die Holztafel mit den Namen der Landwehr-Kämpfer, Porträts der Gründer des Landsturms, aber natürlich auch Bilder, die Napoleon zeigen und etwa ein Wandbild aus Stoff, das eine Kampfszene zeigt, die im Original ein Tablett ziert, sind im Siebengebirgsmuseum ausgestellt.

Auch eine französische Sprachlehre, die Franz Stang aus Königswinter für seinen Sohn am Rande der Parade auf der Poppelsdorfer Allee in Bonn anlässlich Napoleons Besuch am 11. November 1811 erwarb, liegt in einer der Vitrinen. Lehrer Odenthal hatte die Herkunft auf Französisch in das Buch seines Schülers eingetragen. Auch die Erinnerungen an den Landsturm spielen eine Rolle in dieser Ausstellung. Ein erstes Denkmal für die Truppe wurde am 18. Oktober 1814 auf dem Drachenfels eingeweiht.

Die Ausstellung

Die Ausstellung im Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, ist bis zum 21. Mai 2014 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Zur Ausstellung gibt es ein Buch des Siebengebirgsmuseums. Mehrere Autoren um Elmar Scheuren schildern die Ereignisse dieser Zeit auf 120 Seiten. "Kampf um den Rhein - Das Ende Napoleons und der Landsturm vom Siebengebirge", 16,90 Euro. Auch im Siebengebirgsmuseum erhältlich. Info: www.siebengebirgsmuseum.de

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