Philharmonie in Köln Mitreißend: Dirigent Daniel Barenboim und die Berliner Staatskapelle

KÖLN · Daniel Barenboim ist beim Zyklus "Meisterkonzerte" in der Kölner Philharmonie zweifelsohne gut aufgehoben. Sage und schreibe 32 Preise, Ehrungen und Auszeichnungen zählt das Programmheft auf den fünf Seiten seines Künstlerporträts auf. Barenboim hat in seinen 72 Lebensjahren eben nicht nur musikalisch, sondern auch für die Völkerverständigung viel bewegt und erreicht.

 Wegweisend: Daniel Barenboim (Archivfoto, 2013).

Wegweisend: Daniel Barenboim (Archivfoto, 2013).

Foto: dpa

Seit mehr als 20 Jahren steht er an der Spitze der Berliner Staatskapelle, und dass er sich mit seinem Orchester blind versteht, ist bei Schuberts h-Moll-Sinfonie, der "Unvollendeten", vom ersten Ton an spürbar. Mit sparsamen Gesten entlockt der Generalmusikdirektor den Bässen in der schattenhaften Einleitung zum ersten Satz ein Pianissimo, das nicht von dieser Welt ist.

Der dynamisch sehr differenzierte, immer transparente Klang der Staatskapelle holt alles ans Licht, was diesen sinfonischen Torso so unverwechselbar macht: die Symmetrie der beiden Sätze, die feinnervige Satzkunst und die noch im Fortissimo sensible Instrumentation. Im "Heldenleben" von Richard Strauss gibt Barenboim alle Zurückhaltung auf. Sein ausladendes Dirigat bringt das kraftvoll aufsteigende Heldenthema in Schwung und fordert volles Volumen von den brillanten Streichern.

Die Bläser als "Des Helden Widersacher" meckern recht zahm, bevor der Konzertmeister Lothar Strauß mit seiner Solovioline die kapriziöse Gefährtin virtuos porträtiert. Auf die anmutige, gelegentlich auch zickige Eloquenz der Geige antwortet das Orchester bisweilen etwas träge, als hätte es beim Anblick der launenhaften Dame Angst vor der eigenen Courage.

Aber am Ende des Satzes entwickelt Barenboim die in großen, gesanglichen Melodiebögen dahinströmende Liebesszene als herrlichen Klangrausch. Im "Kampf mit den Widersachern" präsentiert sich das Blech in Glanz und Gloria, aber einer der schönsten Momente der Tondichtung kommt erst noch: Wie Barenboim das Crescendo kurz vor Schluss aufbaut, das klingt so gar nicht nach Weltflucht, sondern nur nach Vollendung.

Die Staatskapelle hat eine spannende Geschichte mitreißend erzählt und auf diese Weise demonstriert, warum das "Heldenleben" zu den meistgespielten sinfonischen Dichtungen zählt. Als Zugabe bekommt das begeisterte Publikum den "Valse triste" von Jean Sibelius.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort