Museum Morsbroich Mit einem Gruß an Joseph Beuys

Malen Sie mit Hilfe der Schablone ein blaues Dreieck über eine Tür. Verschenken Sie dann das Originalblatt." Mit dieser Handlungsanweisung versieht Blinky Palermo 1969 das Auflagenobjekt "Blaues Dreieck"; Pinsel und eine Tube blaue Farbe wurden im Karton gleich mitgeliefert.

 Blinky Palermo: Flipper, 1970.

Blinky Palermo: Flipper, 1970.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Wer eine der fünfzig Schachteln erworben hatte, durfte also selbst künstlerisch tätig werden - wie viele der Do-it-yourself-Idee tatsächlich gefolgt sind, ist nicht überliefert.

An insgesamt acht Orten, darunter das Düsseldorfer Atelier des Malerfreundes Gerhard Richter und die Bonner Galerie von Erhard Klein, hat Palermo Hand angelegt. Ein weiteres blaues Dreieck pinselte er 1975 im Kontext einer Einzelausstellung über eine Tür im Museum Morsbroich.

Hier wird nun 40 Jahre später erneut ein Überblick über das grafische Werk des 1977 mit nur 33 Jahren verstorbenen Künstlers präsentiert; dabei greift man auf die umfangreichen hauseigenen Bestände zurück, die durch einige Leihgaben und Foto- und Filmdokumente ergänzt werden. Das blaue Dreieck begegnet einem dabei auf Schritt und Tritt, denn die Form war schon seit 1966 so etwas wie sein Erkennungszeichen, das Verwendung als Holzobjekt und in Collagen und Cut-Outs fand.

Den Künstlernamen, der von einem amerikanischen Boxpromoter und Mafioso entlehnt ist, legte Peter Heisterkamp sich zu, als er 1964 in die Klasse von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie wechselte. Hier erfand er sich neu, als äußeres Zeichen diente die Namensänderung. Von 1970 bis 1975 hat Blinky Palermo den größten Teil seines druckgrafischen Werks entwickelt, dessen Ausgangspunkt geometrische Kompositionen von Malewitsch oder Mondrian sind.

Auch seine Auseinandersetzung mit der amerikanischen Minimal Art und der De Stijl-Bewegung fand ihren Niederschlag in grafischen Blättern, in denen er ein klar umrissenes Vokabular von elementaren Formen und Farbflächen spielerisch-leichthändig und mit ausgeprägtem Gefühl für Raum und Farbe, für Rhythmus und Bewegung variiert.

"Unregelmäßigkeiten lassen" lautete seine Mitteilung an den Drucker, denn die teils leicht zittrig wirkenden, unperfekten Konturen der Elemente, wie sie etwa bei den "Prototypen" von 1970 auftreten, sind durchaus beabsichtigt und verleihen den Blättern Individualität und Dynamik. Der Siebdruck, der es erlaubt, mit deckenden Farben homogene Flächen zu drucken, wurde zum hauptsächlich verwendeten Medium.

Schon in der Morsbroicher Ausstellung von 1975 war das Diptychon "Flipper" zu sehen, zu dem Blinky Palermo von der Verkleidung eines Flipperautomaten in seiner Stammkneipe angeregt worden war. Beim Drucken entschied er sich spontan, den zweifarbigen und den dreifarbigen Druck nebeneinander zu hängen. Auf diese Weise entstand ein Bildpaar mit blinkenden Op-Art-Effekten.

Ein freier, malerischer Gestus zeichnet die Folge von vier Siebdrucken auf braunem Packpapier aus. Die tonig-archaische Farbigkeit und die nicht dechiffrierbaren freien Formen dürfen als Hommage an Lehrer Beuys gelesen werden.

Bei den Vorbereitungen zur 1975er Ausstellung hat Dietmar Schneider, der langjährige Herausgeber der "Kölner Skizzen", den lässig agierenden Künstler fotografiert und beim Aufmalen des Blauen Dreiecks über einer Tür im ersten Stock gefilmt - einzigartige Dokumente, die einen gelungenen Schlusspunkt unter die Ausstellung setzen.

Blinky Palermos Dreieck in Morsbroich ist nicht mehr erhalten. Dafür rückt nun Sherrie Levines oft übersehene Arbeit "After Palermo" ins Blickfeld. 1996 hat die amerikanische Künstlerin für eine Intervention über der Tür zwischen dem Foyer und dem Barocksaal ein blaues Dreieck mit Plakafarbe Nr. 35 angebracht, dem im Zusammenhang mit der Ausstellung neue Aufmerksamkeit zuteil werden dürfte.

Museum Morsbroich, Leverkusen, bis 11. Januar. Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr, Do 11-21 Uhr.

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