Terri Lyne Carrington Leuchtkraft der improvisierten Musik

KÖLN · Terri Lyne Carrington beweist mit ihrem ungewöhnlichen Quartett, wie viel Kraft in Duke Ellingtons Musik steckt.

 Terri Lyne Carrington zaubert auf ihrem Schlagwerk die wundersamsten Klänge und Rhythmen. Ihre Musiker treibt sie an, jagt sie zu Glanzleistungen.

Terri Lyne Carrington zaubert auf ihrem Schlagwerk die wundersamsten Klänge und Rhythmen. Ihre Musiker treibt sie an, jagt sie zu Glanzleistungen.

Foto: Hyou Vielz

Es ist ja gerade das Überraschungsmoment, was die Kraft des Jazz ausmacht. So wie in der Kölner Philharmonie, wo die Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington ihr Projekt "Money Jungle: provocative in blue" präsentierte - eine Fortführung des einzigartigen Konzepts von Duke Ellington, Charles Mingus und Max Roach, völlig unterschiedlich orientierte Jazzmusiker aufeinanderprallen zu lassen.

Carrington geht das Live-Projekt in Köln mit einer außergewöhnlichen Besetzung an. Da ist erst einmal Aaron Parks. Der 31-jährige Pianist, der als Matheüberflieger schon mit 14 Jahren an der Uni in Washington State aufgenommen wurde, gilt in der jungen New Yorker Jazzszene als Leuchtkraft der improvisierten Musik. Zach Brown kann mit seinen 25 Jahren auf eine beeindruckende Liste von Musikern schauen, die ihn als Bassisten verpflichteten, etwa Paquito D'Rivera oder Donald Harrison.

Und Antonio Hart, 46, der schon für Dizzy Gillespie und McCoy Tyner spielte, ist bekannt für seinen brillanten Alt-Saxofon-Sound, den er sich noch aus seiner klassischen Ausbildung bewahrte. Hart ist ein Musiker, der das Feuer in sich bewahrt. So cool er nach außen wirkt, sein Spiel ist ein einziges Statement. Jeder Ton ist eine Aussage. Was für ein Gegensatz zu Aaron Parks, ein eher introvertierter Künstler, der sich Zeit lässt, dann aber die Flügel ausbreitet und davonzusegeln scheint auf seinen imaginären Schwingen.

Carrington, die auf ihrem Schlagwerk die wundersamsten Klänge und Rhythmen zaubert, treibt ihre Musiker an, jagt sie zu Glanzleistungen oder lässt sie gleiten auf sanften Wogen. Der Abend bietet zarte Momente der Anmut, lässt Parks seine lyrische Seite ausspielen, die irgendwo zwischen Eric Satie und Keith Jarrett liegt, es gibt irre Bluesvariationen ("Backward Country Boy Blues"), tänzerische Momente, die an Chick Coreas Return To Forever erinnern ("Wig Wise"), schräge, bisweilen unbarmherzige Ausbrüche. Ein großartiger Abend.

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