WDR-Sinfonieorchester in der Philharmonie Konzertabend voller Kontraste

KÖLN · Das Programmheft zum jüngsten Konzert des WDR Sinfonieorchesters (Dirigent: Jukka-Pekka Saraste, Solist: Rudolf Buchbinder) barg Rätsel. Kein Motto war, wie sonst häufig, ausgegeben. Dafür gab es Abbildungen von Steinquadern, einmal auch eines Hammers, wie ihn wohl Steinmetze benutzen.

War dies ein Hinweis, dass sich in den ausgewählten Kompositionen etwa Zyklopenhaftes spiegelt? Wenn, dann am ehesten in Beethovens 5. Klavierkonzert, dessen imperialer Beginn das Werk ja auch vielfach in die Nähe der "Eroica"-Sinfonie gerückt hat.

Die "Erste" hingegen, mit der frühen Opus-Zahl 21, drückt sich noch in den musiksprachlichen Mustern aus, wie sie von Haydn und Mozart vorgegeben waren. Freilich: auch hier zeigt sich bereits eine Neigung Beethovens zu individuellem Ausdruck, zum Schwimmen gegen den Strom.

Während bei der "Eroica" die Grundtonart sogleich signalhaft demonstriert wird, findet das frühe Werk zu ihr erst zögerlich. Vielleicht handelt es sich um den Ausdruck individuellen Humors, welcher dem auf Abbildungen oft so grimmig drein schauenden Beethoven ja keineswegs fremd war.

Beide Werke wurden gerahmt von frühen Kompositionen Anton Weberns. Das Idyll "Im Sommerwind" beruft sich möglicherweise auf die Tondichtungen von Strauss. Die "Passacaglia" (Weberns offizielles Opus 1) ist dann freilich keine Bildkomposition mehr, sondern ein Formenkonstrukt. Beiden Werken wurde Saraste gerecht, wobei der Interpretation der Passacaglia eine gesteigerte Konzentration zu Gute kam.

Dieser leichte Qualitätsschub prägte überhaupt den Abend. Das Klavierkonzert erklang angemessen pompös, aber doch etwas mechanisch in Ausdruck und Tempo. Rudolf Buchbinder erlaubte sich dafür im Adagio einige extreme Ritardando-Wendungen, die in sich fraglos logisch waren, zu Sarastes relativ flüssiger Gangart jedoch in einem gewissen Kontrast standen. Man muss wohl von einer nicht ganz optimalen Abendform des hoch geschätzten Beethoven-Exegeten ausgehen.

Jukka-Pekka Saraste seinerseits vermochte mit der ersten Beethoven-Sinfonie den Vorpausen-Eindruck auszugleichen. Das Orchester zog kraftvoll mit.

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