David Guetta in der Lanxess-Arena Köln ist ja wie Ibiza

Köln · Der Unterschied könnte kaum auffälliger sein. Zwei erfolgreiche DJs mit Nummer-eins-Hits stehen nacheinander auf der Bühne. Der eine bedient die Tasten und Regler, als höre er in seinen Computer hinein.

 Charisma, das große Hallen füllt: David Guetta in der Lanxess-Arena.Über neunzig Minuten verknüpfte er Charterfolge und jede Menge Cover mit einem sicheren Gespür für Timing und Effekte.

Charisma, das große Hallen füllt: David Guetta in der Lanxess-Arena.Über neunzig Minuten verknüpfte er Charterfolge und jede Menge Cover mit einem sicheren Gespür für Timing und Effekte.

Foto: Brill

Wie ein Dirigent bewegt er die Arme, will er sein Publikum zu mehr Reaktionen animieren. Bei den ganz großen Ohrwürmern gelingt ihm das auch. Für David Guetta ist Robin Schulz der ideale "Aufwärm"-Künstler. Schulz weiß die Stimmung mit einem punktgenauen und ausgefeilten Set anzuheizen, ohne jedoch das Charisma zu besitzen, das es braucht, die 13 500 Partyverrückten zum Ausrasten zu bringen.

Genau das gelingt David Guetta. Manchmal stellt man sich als distanzierter Betrachter die Frage: Bin ich in der Kölner Lanxess-Arena oder bei einer dieser legendären Partys auf Ibiza? Um einen herum tanzt die Arena wie besessen. Die Licht- und Lasereffekte, Computeranimationen, Knalleffekte, Luftschlangenattacken, Konfettiregen und Pyrotechnik sind beim fast 48-jährigen französischen DJ auf höchstem Niveau. Aber die Lichtshow allein erklärt nicht das Guetta-Ereignis.

Nach 13 Jahren harter Arbeit als DJ und Produzent gelingt ist es dem Franzosen, Techno und House in ein Mainstream-Ereignis zu verwandeln. Das Publikum ist so bunt gewürfelt, dass man den Eindruck gewinnt, es würde sich auch bei Helene Fischer pudelwohl fühlen. David Guetta hat sein langes Haar wie David Garrett zu einem Dutt gebunden. An seinem über der Bühne thronenden Mischpult gibt er den Zeremonienmeister. Äußerst sympathisch und mit jener inneren Überzeugungskraft, die ihm die Aura eines Glücksbringers - wenn auch nur für Stunden - verleiht. Wer glaubt, er spiele seine Musik einfach vom Band, irrt. Über neunzig Minuten verknüpft er Charterfolge und jede Menge Cover mit einem sicheren Gespür für Timing und Effekte. Jeder hat das Gefühl, an einem besonderen, so nicht wiederholbaren Abend teilzuhaben.

Beim Opener "Play Hard" ergießt sich erster Konfettiregen über die Köpfe der Besucher. " Wenig später folgt mit "Titanium" einer der großen Hits. Geschickt eingestreute Cover geben der Show neben Berechenbarkeit die notwendige Prise Neues. "Off The Hook" vom Produzentenduo Armin van Buuren und Hardwell macht allerdings auch deutlich hörbar, dass House-Musik in Guetta-Verpackung viel Rummelplatz-Rumms ist. Aber eben auch mehr! Sie hat einen Sog, der zunehmend in Bann zieht. Um genau diesen zu verstärken, lässt Guetta nach "Close Your Eyes" und "Wonderwall" das Licht löschen, um die Arena mit den Handys der Fans in einen Sternenhimmel zu verwandeln.

Mit "Dangerous" geht die Party auf den Schluss zu. Wie kann man diese Feier eigentlich beenden? Mit einer Liebeserklärung. "Es war wunderbar und ich danke den ?sexy German girls?". Das reicht als Höhepunkt des Abends, dem mit "Sexy Bitch" eine köstliche Nachspeise gewährt wird.

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