Kölner Philharmonie Kammerorchester aus Sankt Petersburg zu Gast

KÖLN · Die Kammerphilharmonie Sankt Petersburg wurde 1990 gegründet, gehört also zu den Klangkörpern der Nachwendezeit wie etwa auch das Russische Nationalorchester.

Bei dem Orchesternamen denkt man übrigens automatisch an ein deutsches Vergleichsorchester, die Kammerphilharmonie Bremen nämlich. In beiden Fällen spielt man in sinfonischer Vollstärke, gespart wird aber bei reduzierbaren Instrumentengruppen.

Auch eine kleinere Besetzung vermag ein Haus wie die Kölner Philharmonie mit großem Tonvolumen grundsätzlich zu füllen; deshalb gab das jetzige Konzert einige Rätsel auf. Während die finale Suite aus dem Ballett "Schwanensee" von Peter Tschaikowsky klanglich angemessen über die Bühne ging, fehlte es der Fantasieouvertüre "Romeo und Julia" vom gleichen Komponisten sozusagen an allen Ecken und Enden.

Die Violinen klangen trocken, die Oboen mager, es gab keine rechte Klangfarbenmischung. Überhaupt fehlte der Interpretation unter Juri Gilbo jener schwärmerische Tschaikowsky-Ton, welcher sonst so leicht süchtig machen kann.

Ob die Kammerphilharmonie den jazzigen Sound bei George Gershwins "Rhapsody in Blue" wirklich traf, wäre auch zu diskutieren. Aber bei diesem Stück ist selbst der liebenswürdige Sergei Nakariakov von Einwänden nicht ganz auszunehmen.

Gründe für die Bearbeitung durch den langjährigen Bolschoi-Trompeter Timofei Dokschitzer sind nachvollziehbar, aber schon der Anfangstriller (sonst von einer Klarinette "lasziv" vorgetragen) zeigt, dass der doch recht schneidende Trompetenton zur Musik nicht ganz passt, obwohl das Instrument im Jazz sonst fast immer passgenau eingesetzt wird.

Dafür siegte Sergei Nakariakov bei Joseph Haydns Hornkonzert Hob. VIId:3 auf ganzer Linie. Sein tonlich tief gelagertes Flügelhorn blies er mit Verve, stilistisch perfekt. Juri Gilbo leitete die von zwei Oboen ergänzte Streichergruppe erfolgreich zu delikatem Spiel an. Der Zugabenteil war purer Spaß.

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