Schlüssel zum Paradies Julia Fischer begeisterte mit Petersburger Philharmonikern in Köln

Köln · Es ist durchaus eines besonderen Hinweises wert, wenn der Solist/die Solistin eines sinfonischen Konzertes vom Publikum zu einer zweiten Zugabe animiert wird.

Bei der Geigerin Julia Fischer war dies jetzt der Fall, und die Künstlerin erlaubte sich mit der 24. Caprice von Paganini und dem schnellen Satz aus Hindemiths g-Moll-Sonate einen virtuosen Kontrast zum Violinkonzert von Johannes Brahms. Dieses will mit geigerische Zierrat nicht vordergründig prunken; doch sind auch seine manuellen Anforderungen exorbitant.

Julia Fischer ließ das freilich auch nicht andeutungsweise spüren. Völlig entspannt stand sie vor den Musikern der St. Petersburger Philharmoniker (am Pult der gestisch dezente Yuri Temirkanov), um sich dann jedoch kraftvoll in die Ton- und Akkordkaskaden der Introduktion zu stürzen. Bei aller Vehemenz und Brillanz mündete ihr Spiel aber nirgends in schwitzende Anstrengung. Ansonsten imponierte ein kraftvoller, großvolumiger Ton sowie eine stupende Technik. Im Adagio-Satz, dessen lichte Melodie geradewegs ins Paradies führt, bot Julia Fischer angemessene Sanftheit, ohne dass ihr Spiel ins Süßliche abglitt.

Dem passte sich Yuri Temirkanov mit seinem fabelhaften Spitzenorchester an. Das Brahms-Konzert geriet in seiner Basis sehr maskulin. Ludwig van Beethovens dritte Sinfonie, die "Eroica", erhielt sogar den Anstrich eines Kolossalgemäldes. Immerhin wurden siebzehn erste Geigen und zehn Kontrabässe aufgeboten. Zwar ist auch Beethoven längst von der historischen Aufführungspraxis vereinnahmt worden, doch genoss man für diesmal Temirkanovs Breitwandformat.

Auch Yuri Temirkanov versagte dem Auditorium eine Zugabe nicht. Und Schuberts Moment musical in f-Moll bewies auch in der Streicherversion Charme.

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