Emerson String Quartet Hochkaräter im Dunkeln

KÖLN · Bartóks sechs Streichquartette gelten immer noch als schwere Kost fürs breite Publikum. Daher setzen Veranstalter sie nur ungern aufs Programm.

Gleich zwei davon wählte das amerikanische Emerson String Quartet für seinen Auftritt in der Philharmonie in Köln aus. Das bewies Mut. Die relativ überschaubare Hörerschaft erlebte im abgedunkelten Saal jedoch einen hochkarätigen und außergewöhnlichen Konzertabend.

Mit dabei waren die Nr. 2 (1917) und die Nr. 6 (1939) aus der Quartettserie des ungarischen Neutöners. Schon zu Lebzeiten stießen sie auf Unverständnis. Ihre elitäre, tonal fremdartige und rhythmisch filigrane Klangwelt ist der ungarischen Folklore abgelauscht und braucht Meister wie die vier Herren des Emerson String Quartet. Philip Setzer, der mit Gehstock auf die Bühne kam, saß diesmal am ersten Pult.

Mit großer Kontrolle über Bogenführung und Intonation führte er das Ensemble an, das erneut durch ausgefeilte Interpretationen bestach. Hier wurde immer klar, wohin der Weg geht. Besonders gut fügte sich auch Newcomer Paul Watkins am Cello ein, der Brite ersetzt seit Mai 2013 den langjährigen Vorgänger David Finckel. Reaktionsschnell und tonschön bildete er das perfekte Gegengewicht zur Violine.

Insgesamt wurden die Bartók-Quartette mit weicher Kontur und wohl balanciert präsentiert. Heftige Akzente wie im Mittelsatz des zweiten Quartetts a-Moll waren sorgsam abgemildert. Das nahm solchen Stellen etwas an Furor, doch die warme Musikalität dieser Werke kam umso deutlicher heraus. Höhepunkt war das letzte Quartett Nr. 6, das vom einleitenden Bratschensolo bis zum klagenden Schlusssatz bemerkenswert rund gestaltet wurde.

Mendelssohns aufgewühltes f-Moll-Quartett op. 80 bildete die kluge Brücke zu Bartóks Espressivo-Moderne. Als Zugabe überraschten die Emerson-Leute mit der vierten Miniatur aus Anton Weberns fünf Sätzen für Streichquartett op. 5 (1909). Kürzer und prägnanter als mit diesen prophetischen 13 Takten kann man ein Kammerkonzert nicht beschließen.

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