Debbie Harry im E-Werk Herz aus Glas

KÖLN · Blondie im Kölner E-Werk hat bei ihrem Konzert am Mittwoch einen klugen Mix aus alten Nummern und neuen Stücken präsentiert.

 Popikone: Debbie Harry im Kölner Konzert.

Popikone: Debbie Harry im Kölner Konzert.

Foto: THOMAS BRILL

Ganz schön mutig, diese Debbie Harry. Im engen Kleid, darunter ebenso enge Hosen, beides in schwarz-weißen Blockstreifen (eine Hommage an das Cover ihres erfolgreichsten Albums "Parallel Lines") kommt die 69-Jährige auf die Bühne, während über weite Teile des Abends ihr gut 30 Jahre jüngeres Selbst in Konzertausschnitten und Videoclips über die Leinwand tobt.

Aber Frau Harry braucht den Vergleich nicht zu scheuen. Gut gelaunt, ziemlich gut bei Stimme, mit einer satten Band im Rücken - die Tour zum 40-jährigen Blondie-Jubiläum ist alles andere als eine Nostalgie-Veranstaltung, 70er/80er-Party-Stimmung kommt gerade mal beim Mega-Hit "Heart Of Glass" auf.

Denn Harry und ihre Band haben einen klugen Mix aus alten Nummern und Songs aus dem neuen Album hinbekommen, das ja eher elektronisch, eher tanzbar daherkommt. Dazu passen größere und kleinere Hits wie "Call Me", "Atomic" oder "Good Boys", denen im E-Werk vor allem von Gitarrist Tommy Kessler - Ur-Mitglied Chris Stein ist zwar mit auf der Bühne, hält sich aber schwer im Hintergrund und überlässt dem muskelbepackten Kessler das Rampenlicht - die Disco gehörig ausgetrieben wird.

Und so bleibt Blondie sich treu: Gestartet als erstklassige New-Wave-Band (oder New Yorker Punker, ganz wie man will), bedienten sie sich ab der dritten LP "Parallel Lines" (1979) immer wieder verschiedenster musikalischer Einsprengsel, ohne dabei die Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Exzellentes Beispiel ist "Rapture", mit Rap und Nile-Rodgers-Glocken, das auch beim Köln-Konzert zu den Höhepunkten zählte.

Ob man Blondie hierzulande noch einmal sehen wird? Wohl nicht, wenn schon dieses Mal das E-Werk gerade mal halb gefüllt war. Und mit nicht mal 90 Minuten war es auch nur ein sehr kurzes Vergnügen.

Eine gerade erschienene Doppel-CD vereint Vergangenheit und Gegenwart der Band. "Ghosts Of Download" ist der Titel des zehnten Studioalbums von Blondie, "Deluxe Redux: Greatest Hits" rekapituliert die Erfolgsgeschichte von Blondie. Das bleibt.

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