Konzert in Köln Großartig: Daniel Harding dirigiert in der Philharmonie

KÖLN · Irgendwann hatte man im ersten Stück, das auf dem Programm beim Kölner Gastspiel des Schwedischen Radiosymphonieorchesters stand, das Gefühl, man sei im Kino. Im Orchester entwickelte sich eine knisternde Spannung, lang ausgehaltene Streicherklänge korrespondierten mit nervösen Holzbläserfiguren, bis bedrohlich aufblähende Blechbläserakkorde die Spannung dem vorläufigen Höhepunkt entgegentrieben.

Anders Hillborg heißt der Komponist, der sich die Musik ausgedacht hat. Der Dirigent der Uraufführung, David Zinman, fand für den Titel das hübsche Oxymoron "Cold Heat". In Köln dirigierte Daniel Harding das Stück und leuchtete die Partitur bis in die feinsten Verästelungen aus.

Das gelang in der Philharmonie auch in Beethovens drittem Klavierkonzert, das statt des ursprünglich vorgesehenen Violinkonzerts des Komponisten gegeben wurde. Ein kurzfristige Absage des Geigers Christian Tetzlaff hatte die Änderung erzwungen. Als neuen Solisten hatte man für Köln den britischen Pianisten Paul Lewis verpflichtet, in dessen Repertoire - wie bei seinem wichtigsten Lehrer Alfred Brendel - Beethoven neben Schubert (den er in der Zugabe würdigte) einen zentralen Stellenwert einnimmt. Er spielte den ersten Satz ausdrucksvoll, ohne allzu heroische Geste, blieb hier technisch und musikalisch nichts schuldig. Die Qualität seines nuancierten Anschlags konnte man schön in dem lyrischen Largo studieren, bevor sein Spiel im Finale gleichsam mit tänzerischem Elan eine weitere Facette offenbarte.

Für Schumanns Sinfonien sind acht Kontrabässe und 16 erste Geigen zwar nicht zwingend. Was man mit dieser opulenten Besetzung jedoch für klangliche Möglichkeiten hat, zeigten die Schweden unter Harding auf beeindruckende Weise. Der Klang blieb immer durchsichtig und kompakt, das Spiel vital und elastisch wie bei einem Kammerorchester. Großartig! Als Zugabe spendierte man die Nimrod-Variation aus Edward Elgars "Enigma-Variations".

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