Mark Knopfler in Köln Freibeuter auf den Weltmeeren der Musik

KÖLN · Mark Knopfler macht auf seiner "Privateering Tour" in der Kölner Lanxess-Arena Halt und begeistert 12.500 Fans. Zum Finale nach knapp zwei Stunden rennen die Fans, darunter viele jüngere, zum Bühnenrand.

 Gitarrengott: Mark Knopfler bei seinem Auftritt in der Lanxess-Arena.

Gitarrengott: Mark Knopfler bei seinem Auftritt in der Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

Mark Knopfler ist ein exzellenter Gitarrist und zählt zweifellos zu den wenigen, die zudem über ein ureigenes Soundprofil verfügen. Gerade dieser unverwechselbaren Soundcharakteristik hat der gebürtige Schotte, der im August 64 wird, es zu verdanken, dass er seine Fans - es waren 12.500 in der bestuhlten und daher so gut wie ausverkauften Kölner Lanxess-Arena - mit der gleichen Entspanntheit zu begeistern vermag, wie er die Saiten seiner Gitarren bearbeitet.

Knopfler, einst Gründer und Kopf der Dire Straits, konnte bislang 135 Millionen Alben verkaufen und hat mit "Privateering" (Freibeuterei) mittlerweile das achte Studioalbum seiner Solokarriere veröffentlicht,

Sein Spiel auf den Saiten seiner elektrischen oder akustischen Gitarre, seine Art, die Saiten mal kurz hart anzureißen, um dann wiederum die Töne in sanftem Vibrato schweben zu lassen, haben auch nach Jahren nichts von seiner Faszination verloren. Mit "What It Is" läuft er bei frischer Brise zur Kaperfahrt aus, und holt die Segel mit "Corned Beef City" noch dichter, um mehr Fahrt aufzunehmen.

Allerdings wechselt er häufig den Kurs. Mal geht es Richtung keltisch inspirierter Folkmusik mit Mandoline, Tin Whistle und sogar Dudelsack, aber es geht auch weiter westwärts, wenn er viel Bluesiges und Country-Inspiriertes hören lässt. Knopfler als Käpt'n einer eingespielten achtköpfigen Crew sieht sich als stilistischer Freibeuter, der sich aus dem riesigen Fundus der Volksmusik das nimmt, was schlicht seinen Vorlieben als Musiker entspricht.

Bei "Gator Blood" klingt deutlich das stampfende "Boom, Boom, Boom" eines John Lee Hooker durch, und die Tin Whistles, die kurz zuvor noch irische Weisen flöteten, schwenken bei "Postcards from Paraguay" plötzlich auf indianische Melodien um. Alles klingt jedoch sehr bedächtig, gerade so wie die Stimme Knopflers, und gelegentlich hat man das Gefühl, als wollten die Fans den Meister mit rhythmischem Applaus ein wenig antreiben. Der jedoch bleibt gelassen und befriedet die alten Dire-Straits-Fans mit "Romeo und Juliet" sowie dem epischen "Telegraph Road".

Zum Finale nach knapp zwei Stunden rennen die Fans, darunter viele jüngere, zum Bühnenrand. Unter den Zugaben ist auch "Our Shangri-La". Mag sein, dass der fiktive paradiesische Ort auch ein Traumziel für Freibeuter ist, letztlich klang es jedoch weniger nach musikalischem "Privateering", sondern eher nach Privatisieren. Knopfler lebt heute von den Zinsen früherer kreativerer Beutezüge.

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