Helene Fischer in Köln Fluchthelferin aus dem Alltag

KÖLN · Der Jubel, als Helene Fischer nach pyrotechnischem Funkensprühen und herabflatternden grünen Papierschlangen auf die Bühne des mit rund 37.000 Fans ausverkauften Rhein-Energie-Stadions kommt, kennt keine Grenzen.

 Mischung aus Göttin und Barbarella: Helene Fischer im Kölner Konzert.

Mischung aus Göttin und Barbarella: Helene Fischer im Kölner Konzert.

Foto: dpa

Niemanden im Innenraum hält es auf seinem Platz, alle fiebern einer Show entgegen, die im Hinblick auf den immensen Aufwand keinen internationalen Vergleich scheuen muss. An zwei Abenden hintereinander absolvierte sie in Köln ihre Show.

Es soll "unser Tag" werden, verspricht die 30-jährige Blondine im kanariengelben Outfit, das sie wie eine Mischung aus Göttin und Barbarella erscheinen lässt. Sie hält Wort und begeistert 20-Jährige, die ansonsten eher eine ironische Distanz zum eher betulichen Schlager-Genre pflegen, ebenso wie die Ü50-Generation, die beim rhythmischen Dauer-Klatschen eine bemerkenswerte Kondition an den Tag legt.

Mit "Willkommen mitten im Paradies in Köln", umarmt sie verbal ihre Fans und definiert ihr Selbstverständnis als eine Art Fluchthilfe, die musikalisch die "Sehnsucht nach der Flucht aus dem Alltag, und die Befreiung von den Alltagssorgen" begleiten will.

Speziell für Andreas Joswig, der ihr genau 148,21 Meter entfernt von der Gegentribüne aus zusieht, macht sie ein Selfie zur Erinnerung. Mit Hilfe einer speziellen Fischer-App werden die Smartphones der Fans in das Beleuchtungskonzept der Show einbezogen und sorgen zur Musik von "Ich will immer wieder dieses Fieber spür'n" für ein optisches Farbenspiel.

Mit "(Everything I Do) I Do It For You" von Bryan Adams versichert Fischer ihren Fans, dass sie alles für sie tun würde, und bei dieser meteorologisch wie emotionalen Schönwetter-Lage käme niemand auf die Idee, ihr Heuchelei vorzuwerfen.

"Keiner ist fehlerfrei", singt sie in dem Lied "Fehlerfrei", doch mit ihrem Plädoyer für mehr romantische Träumerei und weniger kalkulierten Perfektionismus kann sie sich unmöglich selbst gemeint haben.

Hinter dem einnehmenden Lächeln unter wehendem Blondhaar erweist sich das 158 Zentimeter messende Multitalent als hart arbeitender Show-Profi, der sich nicht nur einfach alles zutraut, sondern es mit aufwendigen Effekten, großer Begleitband und exzellenter Tanz-Crew auch perfekt umsetzt.

BVB-Fan-Schal stört Harmonie

Lediglich ein aus dem engsten Zirkel ins Bild gehaltener BVB-Fan-Schal stört kurz die Harmonie im FC-Stadion. Ein Fehler? Vielleicht aber auch ein Running Gag um der Makellosigkeit, die ja eng mit der Langeweile verwandt ist, etwas entgegenzusetzen, denn gleiches passierte bereits im vergangenen Oktober bei einem Konzert in München.

Wann ist ein Mann ein Mann? - fragte auch @_Helene_Fischer in #Köln :-) pic.twitter.com/RWlT5Yi5df

Sven Lehmann (@svenlehmann) 16. Juni 2015Die Fischer-Fangemeinde steigert sich jedoch schnell wieder in Partystimmung, lässt sich von Mitklatsch-Schlagern zur Disco-Fox-Rhythmik, Coverversionen deutscher Kollegen wie etwa "Sexy" von Westernhagen oder Grönemeyers "Männer" sowie von internationalen Pop-Klassikern wie Tina Turners "The Best" in Hochstimmung versetzen.

Zum Finale mit "Atemlos durch die Nacht" merkt man Fischer eine leichte Kurzatmigkeit an. Doch die begeisterten Fans haben bei diesem Gassenhauer ohnehin die musikalische Regie übernommen.

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