Kubanische Tanz-Show "Soy de Cuba" Fidel Castro ist immer dabei

KÖLN · Im Vordergrund das Setting eines schummrigen Show-Rooms. Links das Orchester-Podium, rechts die Bar, dazwischen die Tanzfläche.

 Sie tanzen, dass einem selbst vom Zuschauen die Puste auszugehen scheint.

Sie tanzen, dass einem selbst vom Zuschauen die Puste auszugehen scheint.

Foto: BB Promotion

Im Hintergrund läuft auf einer riesigen Leinwand ein Film, in dem ein älterer Herr in einen jener amerikanischen Nostalgie-Straßenkreuzer steigt, die das Stadtbild von Havanna prägen. Vor einem Nachtclub steigt er aus, geht durch die Eingangstür - und steht leibhaftig auf der Bühne der Kölner Philharmonie. Es ist der 66-jährige Komponist und Pianist der Tanz-Show "Soy de Cuba", der nun seine fünfköpfige Band und die beiden stimmgewaltigen Sänger (Danais Menendez, Carlos Angel) um sich versammelt - und schon mit den ersten Klängen das Publikum in Karibik-Urlaubsstimmung versetzt.

Dann bevölkern nach und nach die 13 Tänzer und Tänzerinnen die Bühne. Die Show kann beginnen. Aber da man sie als "Musical" verkauft, muß ein roter Faden her. Und den spinnt ein Erzähler (Olivier Andrys), der uns, wiederum per Hintergrundprojektion, auf eine sonnendurchflutete Tabakfarm entführt, auf der die wunderschöne Ayala (Yanetsy Ayala Morejon) mit ihren Großeltern lebt. Ayala macht sich auf den Weg nach Havanna, um sich ihren großen Traum von einer Tanz-Karriere zu erfüllen. Und wer hätte es gedacht: Bald steht auch sie leibhaftig im "Soy de Cuba"-Nachtclub.

Doch vor dem Happy End hält das Leben noch die genreüblichen Klischees bereit. Ayala muß sich als Kellnerin verdingen, ehe sie dem Choreografen Mario (Dieser Serrano) ins Auge und dessen Freundin Lola (Cheyla Castellon Jienez) (aus)sticht. Unter dem allgegenwärtigen Auge eines Fidel-Castro- Graffitis folgen Eifersucht und Hinterlist - bis schließlich alle glücklich sind. Ayala bekommt ihren Mario und Lola ein Engagement in New York. Dazwischen wird getanzt, dass einem selbst vom Zuschauen die Puste auszugehen scheint. Rumba, Mambo, Cha-Cha-Cha, Reggaetón, Salsa und Merengue in geradezu artistisch-perfekter Vollendung. Hinzu kommt ein Step-Tanz in Holz-Sandalen, der besonders die Birkenstock-Gemeinde im Saal zum Toben bringt.

Und wenn die Stimmung nachzulassen droht, dann trommelt sich Jesus Madera Diaz auf Ölfässern die Seele aus dem Leib. Aber es gibt in all der tänzerischen Ausgelassenheit auch ruhige Momente. Wenn Diana Osumy Sainz Mena ihr berührendes Posaunen-Solo bläst, dann wird es ganz still im Saal, und die mitreißenden Kompositionen von Rembert Egues bekommen doch noch etwas von der musikalischen Vielfalt eines Musicals. Wer die Show verpasst hat, kann sie vom 1. bis 6. September im Kölner Musical-Dome genießen.

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