Informel-Künstler K. O. Götz Ewig verweilender Augenblick

Königswinter · Ohne zu zögern setzt Karl Otto Götz den breiten Pinsel an. Mit schwungvollen schnellen Bewegungen führt er ihn über das vorher mit Kleister grundierte und am Boden liegende Blatt. Dann kommt die Rakel, ein Stück Holz mit einer Gummilippe, zum Einsatz, und Götz nimmt mit ihr an mehreren Stellen die soeben aufgetragene schwarze Farbe wieder weg.

 Galeristin Marianne Hennemann vor einem Bild des Informel-Künstlers K. O. Goetz.

Galeristin Marianne Hennemann vor einem Bild des Informel-Künstlers K. O. Goetz.

Foto: Franz Fischer

In weiteren Arbeitsschritten verdichtet der Künstler die Komposition mit einem wässrigen Pinsel oder einem nassen Lappen. Das Ganze hat alles in allem nur zwei Minuten gedauert.

Wer will, kann sich die Entstehung des Bildes in einer Filmaufnahme, die bei einem Atelierbesuch 1966 entstanden ist, auf YouTube anschauen. Oder, noch besser, im Siebengebirgsmuseum in Königswinter, denn hier darf man auch gleich die eindrucksvollen Original-Ergebnisse aus dem Schaffen von Karl Otto Götz bewundern.

Ziemlich abseits seines sonst üblichen Programms wagt sich das Siebengebirgsmuseum an eine Ausstellung über Karl Otto Götz, einen Meister des Informel, der in diesem Februar 100 Jahre alt geworden ist. Und es hat seinen Grund, warum ausgerechnet Königswinter der Austragungsort für diese sehenswerte Mini-Retrospektive mit 33 Arbeiten geworden ist. Hier wurde Marianne Hennemann 2010 mit ihrer Galerie, die 1972 in Bonn gegründet worden war, ansässig.

Der in Aachen geborene K. O. Götz wird von ihr schon seit fast 40 Jahren vertreten, so dass die Sammlung Hennemann ohne weiteres in der Lage ist, Werke aus allen Schaffensperioden zu zeigen. Von der ältesten Arbeit aus dem Jahr 1945 bis zur jüngsten von 1998 spannt die Ausstellung einen Bogen vom vor-informellen, stark vom Surrealismus geprägten Frühwerk über den Anfang des informellen Werkes 1952 bis hin zu den späten und farbigen Arbeiten. Das Informel, das Götz in den 70er und 80er Jahren mit seiner eigenen Malweise souverän weiterentwickelt hat, ist im eigentlichen Sinne kein Stil sondern eine künstlerische Haltung. Als Gegenpol zu klassischen Kompositionsprinzipien und der geometrischen Abstraktion vereint die informelle Kunst die Formlosigkeit mit Spontaneität.

Auch für Götz ist die Schnelligkeit, mit der er arbeitet, ein Mittel, um "den Grad der bewussten Kontrolle auf ein Minimum herabzudrücken". Dass diese Arbeitsweise dennoch nicht zur Beliebigkeit geführt hat, lässt sich in der Ausstellung an etlichen Werkserien ablesen, in denen Götz ein Bildschema vielfach variiert hat. Marianne Hennemann und dem Siebengebirgsmuseum, das damit seine gewohnten Pfade verlassen hat, ist ein anschaulicher Überblick über ein großes Oeuvre gelungen.

Weitere Informationen

Siebengebirgsmuseum Königswinter, Kellerstraße 6, bis 24. August, Di-Fr 14-17, Sa 14-18, So 11-18 Uhr. Vom 22.-24. August sind im Rahmen der Königswinterer Kunsttage Lithografien von K.O. Götz im Atelier Meerkatze zu sehen. Eröffnung am 23.8. um 19 Uhr, Meerkatzstraße 2, Königswinter.

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