Bad Breisiger Kulturbahnhof Ein Theaterstück setzt Picasso und seine Frauen gekonnt in Szene

BAD BREISIG · Picasso war ein Macho. Obgleich er ein Maler des 20. Jahrhunderts war, verhielt er sich seinen Frauen gegenüber eher wie ein Spanier aus dem 19. Jahrhundert. Im Bad Breisiger Kulturbahnhof zeichneten Barbara Geiger und Dafne-Maria Fiedler - eigens aus Berlin angereist - das Leben der Malermusen nach.

 Als Marie-Therese Walther (links) und Dora Maar traten die Berliner Künstlerinnen Dafne-Maria Fiedler (rechts) und Barbara Geiger im Bad Breisiger Kulturbahnhof auf.

Als Marie-Therese Walther (links) und Dora Maar traten die Berliner Künstlerinnen Dafne-Maria Fiedler (rechts) und Barbara Geiger im Bad Breisiger Kulturbahnhof auf.

Foto: Martin Gausmann

Die Frauen beeinflussten das Werk des Spaniers, sie waren für ihn Inspiration und Stützen. Dabei himmelten sie ihn an und blieben aus freien Stücken bei ihm, obwohl er nicht treu sein konnte. Von ihnen erwartete er eine uneingeschränkte Hingabe. Er schien nur sich selbst zu lieben, konnte ihnen aber, wenn er wollte, das Gefühl vermitteln, der wichtigste Mensch in dessen Leben zu sein.

So lernte der mit Olga Khokhlova verheiratete Künstler Marie-Therese Walther, gespielt von Barbara Geiger, als 17-jähriges Mädchen kennen. Er war fasziniert von ihrer Anmut und Schönheit. Er führte sie aber nie in seine Künstlerkreise ein und sie blieb immer unbeeindruckt von seinem Erfolg, ihr Interesse galt mehr dem Sport.

Dennoch nährte sie sein Werk durch ihre Jugend. Solange er noch mit Olga zusammen war, war Marie-Therese seine Zuflucht aus der Realität. Doch nach seiner Trennung von seiner Frau 1935, gebar sie seine Tochter Maya. Die Leichtigkeit dieser Beziehung war vorbei, und er ergriff die Flucht.

Als Dora Maar (Dafne-Maria Fiedler) schließlich in sein Leben trat, um ihn zu fotografieren, lernte Picasso plötzlich eine andere Art von Beziehung kennen. Dora war eine sehr intelligente Frau, mit der er sich gut unterhalten konnte. Mit ihr führte er ein Leben im Geist. Auch sie war eine starke Künstlerin. Sie dokumentierte die Entstehung von Guernica. Picasso verewigte ihr verwundbares Wesen als "weinende Frau". Ihre Rivalität zu Marie-Therese empfand er nicht als störend, sondern im Gegenteil als Triumph seiner Männlichkeit.

Nach ihrer Trennung lebte sie einsam und verletzt, ohne Lebensinhalt. Olga Khokhlova stammte aus russischem Adel. Sie war eine Balletttänzerin. Schnell war Picasso von ihrem exotischen Wesen beeindruckt. Er heiratete sie 1917, 1921 brachte sie seinen ersten Sohn Paolo zur Welt. Sie trennten sich 1935, ließen sich aber nie scheiden. Olga konnte nie loslassen und starb 1955 nach schrecklichen Krankheiten einen einsamen Tod. Insgesamt sechs Frauen hatte der Maler.

Vor den Augen des Publikums verwandelten sich die Schauspielerinnen während einer "Pressekonferenz" sehr gekonnt und äußerst überzeugend in die verschiedenen Damen, schilderten ihre Erlebnisse, Gefühle und Erfahrungen. So brachten sie dem Publikum den Meister sehr nahe. Was man schon immer über Picasso wissen wollte, bekam das Publikum entweder mit weiblicher Naivität oder aber mit Raffinesse erzählt.

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