Die Band Calexico in Köln Ein Hauch von Mexiko

KÖLN · Musiker müsste man sein, am besten der Frontmann einer Band, die erfolgreich ist. Was für ein Leben! Schon wenn man die Bühne betritt, spürt man die Begeisterung der Fans. Man selber ist in bester Stimmung und gerät zunehmend in einen rauschähnlichen Zustand.

 Calexico im Rampenlicht: Joe Burns mit der Gitarre und Martin Wenk am Akkordeon sorgen für Stimmung.

Calexico im Rampenlicht: Joe Burns mit der Gitarre und Martin Wenk am Akkordeon sorgen für Stimmung.

Foto: Brill

Noch besser ist es, man hat Freunde um sich, die diese Freude teilen. Zum Beispiel spielt der beste Freund die Drums. Und wie! Jeder Schlag gelingt ihm so leicht wie sicher. Er hat das Gefühl, das Timing und die handwerkliche Sicherheit, um jedem Stück etwas Besonderes zu geben. Und dann die jubilierenden oder traurigen Trompeten. Sie kratzen einem die Seele auf.

Vielleicht hat Joey Burns, Kopf der Americana-Band Calexico, sich an diesem Abend im ausverkauften E-Werk so gefühlt. Wenn nicht, muss er ein guter Schauspieler sein. Aber das können wir eigentlich nicht glauben, so ehrlich kommt seine Freude rüber.

Calexico haben es geschafft. Ihr um Mariachi-Trompeten erweiterter Wüstenrock ist ein international gefeiertes Markenzeichen geworden. Als Joey Burns und Drummer John Convertino vor 18 Jahren ihren Mentor, den kauzigen Howie Gelb aus Tucson/Arizona, verließen, hatten sie von ihm mit jeder Pore den elegischen und staubigen "Desert-Rock" aufgenommen, um ihn mit der Folklore des südlichen Nachbarlands Mexiko zu verbinden.

Man nannte sich nach einer Stadt an der Grenze zu Mexiko, die sinnigerweise Californien und Mexiko im Namen verbindet. Burns und Convertino sind ausgebildete Musiker, die ihren einprägsamen Sound stets um neue Facetten - Latino-, Jazz-, Weltmusik- oder jamaikanische Reggae-Elemente - erweiterten. Sie sind Suchende, die sich gerne in anderen Bandprojekten erproben. Ihr achtes Studioalbum "The Edge oft the Sun" haben sie in einem bekannten Viertel von Mexiko-Stadt eingespielt, um das besondere Gefühl dieses Viertels in sich aufzunehmen.

Fast das komplette Album spielen sie an diesem Abend. Hat man es gemerkt? Man musste sehr mit dem Backkatalog der Band vertraut sein, um die Unterschiede zu hören. Calexico haben ihren typischen Sound gefunden, Experimente überschreiten nicht die selbstgesteckten Grenzen der Wiedererkennbarkeit. Vielleicht ist diese Limitierung in der Zukunft das Tor zur Einfallslosigkeit, an diesem Abend wirkte alles so homogen und nachhaltig, dass man sich solche Gedanken nicht machen muss. Alles sitzt perfekt.

Die Dramaturgie, die zwingend die Balance zwischen Parforceritt, Nachdenklichkeit, Frohsinn und elend sich anfühlender Traurigkeit findet. Das wohltemperierte Spiel mit dem Licht, das die Mariachi-Trompeten mal als Jubelchor oder als Begräbnisbegleitung in Szene setzt. Am Ende spielen sie mit "Crystal Frontier" einen ihrer Ohrwürmer. An diesem Abend passend zur Stimmung im Saal dynamischer und druckvoller. Calexico lebt von kleinen Veränderungen, die es zu entdecken gilt.

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